Die Schrecksekunde hat ein paar Tage gedauert - aber jetzt hat sich Karl Nehammer doch zu einem Versuch durchgerungen, seinen heftig diskutierten und kritisierten Begrüßungssatz vom ÖVP-Parteitag „So viele in einem kleinen Raum heißt auch, so viele Viren - aber jetzt kümmert es uns nicht mehr“ nicht länger im Raum stehen zu lassen.
Gegenüber der „Krone“ erklärte der Bundeskanzler, er habe zu Beginn seiner Rede „in der Freude, dass wir miteinander nach mehr als zwei Jahren der Einschränkungen so wieder beisammen sein können“, seiner Emotion freien Lauf gelassen. Ja, so hat sich das auch dem Beobachter erschlossen: Es schien tatsächlich so, als habe ihn die Kulisse übermannt. Er wollte die Sympathien der Delegierten gewinnen, was ihm, wie sein 100-Prozent-Ergebnis beweist, auch gelungen ist. Er hat sich hinreißen lassen. Und so möchte er sich nun entschuldigen, wenn, wie er sagt, „meine überschwängliche Begrüßung Menschen irritiert hat.“
Ja, sie hat viele Menschen irritiert!
Die Erläuterung kommt spät. Oder wie ein Poster an krone.at schreibt: „Zu spät, Herr Bundeskanzler. Was liegt, das pickt. Im Affekt sagt man oft, was man wirklich denkt und fühlt. Das sollten Personen, die in der Öffentlichkeit stehen, gelernt haben und wissen.“
Ja, das sollten sie!
Und doch sollte man dem Bundeskanzler die Entschuldigung abnehmen, weil er in seiner Stellungnahme jetzt auch recht eindringlich darauf verweist, dass die Pandemie natürlich noch nicht vorbei sei, sie uns nur gerade eine Verschnaufpause gönne.
Hat er am Samstag also im Affekt gesagt, was er wirklich denkt, oder nur, was das Publikum vermeintlich hören wollte?
Man wird den Bundeskanzler in den kommenden Wochen und Monaten genau beobachten. Was gilt für ihn mehr? Ein populistisches „kümmert uns nicht mehr“ oder doch ein ernsthafter, gewissenhafter, wenn auch womöglich nicht immer populärer Umgang mit der Gesundheit der Österreicher.
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