Von Köln am Rhein bis Trier an der Mosel bietet eine gemütliche Flusskreuzfahrt ein buntes Kaleidoskop deutscher Geschichte, Kultur und Kulinarik. Erholsam und interessant zugleich.
Eine Schifffahrt auf Rhein und Mosel - wer denkt da nicht an Wein? Den gibt es neben drei köstlichen Mahlzeiten nicht nur jeden Tag an Bord, sondern auch auf den Landgängen im riesigen Weinanbaugebiet. Dazu kommen die zahlreichen Orte wie aus dem Bilderbuch und die eine oder andere größere Stadt. Doch der Reihe nach.Unser erstes Reiseziel ist Köln am Rhein mit seinem gewaltigen Dom.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war die Innenstadt durch Flächenbombardements zu über 90 Prozent zerstört - nur der Dom ragte damals scheinbar unversehrt aus den Trümmern auf. Das wurde als „Wunder“ empfunden, das Gotteshaus zum Symbol für den Lebenswillen der Stadt. Tatsächlich war auch der Dom durch etwa 70 Bombentreffer schwer beschädigt. Es dauerte bis 2005, die letzten sichtbaren Kriegsschäden zu beseitigen.
Der legendäre Diplomat Fürst Metternich stammt aus dieser Gegend
Heute herrscht in Köln fröhliches Treiben, die Stadt ist lebendig, ihre Einwohner feiern gerne. Zahlreiche nette Lokale und Kaffeehäuser zeugen davon. Und das Karnevalstreiben ist ein eigenes Kapitel.
Die letzte Station auf dem Rhein ist Koblenz, wo ein berühmter Diplomat und Politiker in österreichischen Diensten geboren wurde: Clemens Wenzel Lothar Fürst Metternich verstand sich selbst als der „Kutscher Europas“ beim Wiener Kongress (1814/15), dessen Ergebnisse er zu einem Großteil bestimmte. Der Name Metternich wird uns in dem Gebiet immer wieder begegnen.
Die Geschichte von Koblenz ist sehr wechselhaft - das gilt für die meisten Orte an Rhein und Mosel. Die Gegend ist bereits seit der Steinzeit besiedelt. Die Römer bauten hier erstmals eine befestigte städtische Siedlung. Nach dem Rückzug der römischen Truppen im 5. Jahrhundert wurde Koblenz von den Franken erobert, die hier einen Königshof begründeten. Es folgte die Herrschaft der Erzbischöfe und Kurfürsten von Trier. Danach kam die französische Zeit und prägte Koblenz weit über deren Ende hinaus.
Damals entstand in Abwandlung des Namens Jean der Begriff des Schängel, mit dem bis heute jeder bezeichnet wird, der in Koblenz geboren ist. Der Schängel-Brunnen wurde zum Wahrzeichen der Stadt, seine Bronzefigur speit etwa alle drei Minuten einen sprühenden Wasserstrahl mehrere Meter weit über das Brunnenbecken hinaus, sodass unaufmerksame Passanten nass werden können. Durch den Wiener Kongress 1814/15 gingen dank Metternich die rheinischen Besitztümer des Trierer Kurstaates und damit auch Koblenz auf Preußen über.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt bei Luftangriffen zu 87 Prozent zerstört. Zu den heute noch vorhandenen Sehenswürdigkeiten gehören die Festung Ehrenbreitstein, auf die eine Seilbahn über den Rhein führt, das Kurfürstliche Schloss Koblenz sowie das gewaltige Kaiser-Wilhelm-Denkmal am Deutschen Eck. Damit meinen die Deutschen etwas ganz anderes als wir Österreicher, nämlich den Zusammenfluss von Rhein und Mosel.
Wenn unsere gemütliche „MS Klimt“ in Koblenz in die Mosel abbiegt, ändert sich alles. War der breite Rhein das fließende Äquivalent einer Autobahn, ist die Mosel die Panoramastraße entlang von Weinreben, Hügeln und historischen Burgen. Nicht die schlechteste Aussicht - und das gemütlich vom Liegestuhl an Deck aus. Wie an einer Perlenschnur reihen sich romantische Städtchen und Dörfer aneinander. So etwa das schon zu Zeiten der Kelten und Römer besiedelte und 886 erstmals als Cuchuma in einer Urkunde erwähnte Cochem. Über den liebevoll renovierten Häusern entlang des Flusses thront die Reichsburg, von der aus man wiederum einen tollen Blick auf die Stadt hat.
Cochem ist der erste Ort aus dem „Dreiklang der Schönheit“. Der zweite, Beilstein, hat eines der am besten erhaltenen historischen Ortsbilder an der Strecke, was ihm den Beinamen „Dornröschen der Mosel“ eintrug. Überragt wird Beilstein von der Ruine der Burg Metternich, die einst dem gleichnamigen Fürstengeschlecht gehörte, dem „unser“ Metternich entstammt. Der Dritte im Bunde ist Bernkastel mit seinem mittelalterlichen Marktplatz und den Giebelfachwerkhäusern aus dem 17. Jahrhundert, unter denen das aus dem Jahre 1416 stammende schmale Spitzhäuschen hervorsticht. Um den St.-Michaels-Brunnen von 1606 gruppiert sich eine Reihe gut erhaltener Bauten, darunter das Renaissance-Rathaus von 1608. Über der Stadt wacht die Burgruine Landshut, ehemalige Sommerresidenz der Trierer Erzbischöfe, die 1692 durch ein Feuer zerstört wurde. Heute ist sie ein beliebter Aussichtspunkt über das Moseltal.
Den „Dreiklang der Schönheit“ muss man sich umgeben von einer romantischen Terrassenlandschaft vorstellen. Das Moseltal stellt das größte Steillagenweinbaugebiet der Welt und mit über 5393 Hektar die größte Rieslinganbaufläche weltweit dar. In der Region wurden sage und schreibe 544.080 Hektoliter Wein pro Jahr produziert. Wer davon probieren möchte, ist im Moselweinmuseum in Bernkastel genau richtig. Hier darf der Besucher aus Hunderten Sorten auswählen - und kosten!
Endstation und zugleich ein weiterer Höhepunkt unserer Mosel-Fahrt ist die älteste Stadt Deutschlands. Das 16 v. Chr. gegründete Trier war zur Römerzeit mit ca. 80.000 Einwohnern die größte Stadt nördlich der Alpen. Davon zeugen bis heute das römische Stadttor Porta Nigra, die Basilika, das Amphitheater, die Römerbrücke oder die Kaiserthermen. Acht UNESCO-Weltkulturerbestätten liegen fußläufig in und um die Innenstadt - fast alle haben die Römer gebaut. Standesgemäß nehmen wir mit einem köstlichen Glas Riesling Abschied von unserer schwimmenden Heimat, der „MS Klimt“, und von der schönen Mosel. Prost und bis zum nächsten Mal!
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.