Costa Rica befindet sich nach Angaben seines frisch gewählten Präsidenten Rodrigo Chaves „im Krieg“ mit der russischen Ransomware-Erpresserbande Conti, deren Angriffe seit April zahlreiche Regierungsbehörden lahmgelegt haben. Unterstützung erhalten die Hacker dabei laut Chaves offenbar auch von Kollaborateuren im Land.
„Wir befinden uns im Krieg, und das ist keine Übertreibung“, so Chaves lokalen Medienberichten zufolge. „Der Krieg richtet sich gegen eine internationale Terrorgruppe, die offenbar auch in Costa Rica aktiv ist. Es gibt ganz klare Hinweise darauf, dass Leute im Land mit Conti zusammenarbeiten“, sagte der 60-Jährige und rief internationale Verbündete zur Unterstützung auf.
Chaves, der erst am 8. Mai offiziell sein Amt als Präsident des zentralamerikanischen Landes antrat, reagierte damit auf die ungewöhnlich kriegerische Rhetorik der russischen Ransomware-Gruppe, die ihre Absicht erklärt hat, „die Regierung durch eine Cyberattacke zu stürzen“.
In einer auf der Conti-Website veröffentlichten Nachricht forderte die Ransomware-Gruppe laut einem Bericht des US-Magazin „The Verge“ die Bürger Costa Ricas auf, Druck auf ihre Regierung auszuüben, um das geforderte Lösegeld zu zahlen, das von ursprünglich zehn Millionen Dollar auf 20 Millionen Dollar verdoppelt wurde.
Daten von 27 Regierungsstellen in Geiselhaft
Nach Angaben von Chaves befinden sich derzeit 27 Regierungsstellen in der Geiselhaft der Cyber-Erpresser, darunter das Finanzministerium und das Ministerium für Arbeit und soziale Sicherheit. Eine der Auswirkungen sei, dass die Regierung nicht in der Lage sei, die Steuern auf herkömmliche Weise einzutreiben, sagte Chaves.
„Wir sind jetzt an einem Punkt angelangt, an dem diese Ransomware-Gruppen Milliarden von Dollar verdienen, sodass ihre Fähigkeit, sich Zugang zu Netzwerken zu verschaffen, nur durch ihren eigenen verlangen begrenzt wird“, sagte Jon Miller, CEO und Mitbegründer der Anti-Ransomware-Softwareplattform Halcyon, gegenüber „The Verge“. „Monat für Monat kommen mehr dieser Gruppen online. Dies ist ein drastisch wachsendes Problem.“
USA setzen Millionen-Kopfgeld aus
Bislang hat sich Costa Ricas Präsident Chaves unnachgiebig gezeigt und erklärt, dass seine Regierung keine Zahlungen an die Ransomware-Bande leisten wird. Rückendeckung bekommt er von den USA, die ein Kopfgeld von bis zu zehn Millionen Dollar für Informationen ausgesetzt haben, die zur Identifizierung oder zum Auffinden der Hauptkoordinatoren der erpresserischen Angriffe führen, bzw. fünf Millionen Dollar für Informationen, die zur Festnahme eines Conti-Mitglieds führen.
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