Leser fragen, Experten antworten zu den brennendsten gesundheitlichen Themen. Veronika D. (48): „Ich leide schon seit längerem an Druckschmerz in der Mitte des Halses. Die Beschwerden strahlen mittlerweile auch in den Kiefer aus. Der HNO-Arzt vermutet eine chronische Entzündung der Schilddrüse. Ist das möglich? Was kann man dagegen tun?“
Dr. Katayoun Tonninger-Bahadori, Fachärztin für Chirurgie Schilddrüsenexpertin in Wien und Dr. Günter Linzberger, Facharzt für Nuklearmedizin, Schilddrüsengesundheit Wien-Nord:
Da die Symptome auch zu einer zwar seltenen, aber akuten Entzündung (Thyreoiditis de Quervain) passt, raten wir, dringend einen spezialisierten Facharzt aufzusuchen. Das genannte Leiden tritt oft nach viralen Infekten auf und führt zu hohen Entzündungswerten (Labor). Der Schmerz kann bis in Kiefer und Ohren ausstrahlen. Da in diesem Fall Antibiotika nicht helfen, muss man in schweren Fällen starke Entzündungshemmer wie Kortison verabreichen. Anders verhält es sich bei chronischen Erkrankungen der Schilddrüse. Hier liegt meistens eine Autoimmunkrankheit vor (Hashimoto-Thyreoiditis): Die außer Kontrolle geratene körpereigene Abwehr zerstört Drüsengewebe. Das führt mitunter vorübergehend zu einer Überfunktion, oft aber gleich direkt zu einer Unterfunktion des Organes.
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Im Labortest ist der TSH-Wert hoch, die FT3 und FT4-Werte hingegen sind zu niedrig. Nuklearmediziner können mittels Szintigrafie sehr gut erkennen, ob die Entzündung bereits Schilddrüsengewebe zerstört hat bzw. ob die entdeckten Knoten „heiß“ (gutartig, produzieren zu viele Hormone) oder „kalt“ (können bösartig werden, produzieren keine Hormone) sind. Bestätigt sich die Diagnose Hashimoto-Thyreoiditis, so müssen die Patienten gegen den Hormonmangel dauerhaft Hormonersatzpräparate nehmen!
Zur bestmöglichen Einstellung wird der Behandler regelmäßige Blutuntersuchungen anordnen. Zusätzlich sollte zweimal jährlich ein Ultraschall gemacht werden, um die Entwicklung der Knoten kontrollieren zu können. Bei einem wachsenden kalten Knoten ist eine Gewebeprobe nötig. Erhärtet sich der Verdacht auf Krebs, muss die Schilddrüse entfernt werden.
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