„Bedenklicher Wert“

Die Hälfte findet Wissenschaft abhängig

Österreich
19.05.2022 13:08

Jeder und jede Zweite hält die Wissenschaft in Österreich für abhängig von Politik und Wirtschaft. 43 Prozent denken zudem, dass gesundheitspolitische Entscheidungen nicht auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse getroffen werden. Diese Ergebnisse seien „bedenklich“ und hätten auch gesellschaftliche Folgen, sagt Studienautorin Christina Hainzl.

Für die Studie hatten Mitarbeitende der Donauuniversität Krems und der Universität Graz etwa 2600 Personen ab 14 Jahren online befragt. Das zentrale Ergebnis: Die Hälfte der Befragten glaubt nicht, dass Wissenschaft hierzulande unabhängig von politischer und wirtschaftlicher Einflussnahme funktioniert. Unterschiede zeigen sich nach dem Alter, der Parteipräferenz und dem Bildungsgrad. So sind jüngere (bis 24 Jahre) und ältere (ab 65 Jahren) Menschen eher von der Unabhängigkeit der Wissenschaft überzeugt als mittlere Altersgruppen.

FPÖ- und MFG-Wählende skeptisch
Bezüglich Bildungshintergrund sind Akademiker und Akademikerinnen am wenigsten skeptisch. 90 Prozent von ihnen vertrauen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Bei Menschen, die als höchsten Abschluss die Pflichtschule haben, sind es nur mehr zwei Drittel. Dieser Wert ist im internationalen Vergleich hoch. Hinsichtlich des Wahlverhaltens zeigt sich, dass vor allem Anhänger und Anhängerinnen der Regierungsparteien ÖVP und Grüne an eine unabhängige Wissenschaft glauben. Bei SPÖ- und NEOS- Anhängern und Anhängerinnen sind es etwa zwei Drittel. Am skeptischsten sind Wähler und Wählerinnen der FPÖ und der MFG. Hier glauben etwas mehr als jede vierte (FPÖ) beziehungsweise weniger als jede fünfte (MFG) Person an eine unabhängige Wissenschaft.

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Wenn die Hälfte der Menschen sagt, wissenschaftliche Erkenntnisse sind nicht unabhängig, ist das in der Folge natürlich auch eine gesellschaftliche Perspektive.

Christina Hainzl, Studienautorin

„Wenn die Hälfte der Menschen sagt, wissenschaftliche Erkenntnisse sind nicht unabhängig, ist das in der Folge natürlich auch eine gesellschaftliche Perspektive, die näher zu betrachten ist“, sagte Studienautorin Christina Hainzl, die das Projekt „Austrian Democracy Lab“ leitet. Der Wert sei bedenklich.

Schlechtes Zeugnis für Politik in Pandemie
Das Vertrauen der Bevölkerung, dass gesundheitspolitische Entscheidungen auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse getroffen werden, ist ebenfalls nicht übermäßig groß. 57 Prozent sind dieser Ansicht, wobei es Unterschiede nach dem Wahlverhalten gibt. Noch schlechter sieht es mit den politischen Entscheidungen in der Pandemie aus. Nur 39 Prozent halten diese für nachvollziehbar.

Bundeskanzler Karl Nehammer und Vizekanzler Werner Kogler (Bild: APA/Hans Punz)
Bundeskanzler Karl Nehammer und Vizekanzler Werner Kogler

Das Vertrauen in Ärzte und Ärztinnen ist wiederum hoch (81 Prozent). Hier weichen die FPÖ- und MFG-Wähler und Wählerinnen ein weiteres Mal ab (56 beziehungsweise 45 Prozent). „Sollten künftig Maßnahmen und Kommunikationsaufgaben im Gesundheitsbereich anfallen, sollte man auf jeden Fall versuchen, Ärzte miteinzubeziehen“, schlussfolgert Hainzl.

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