Gruselige Berg-Saga

Alpen-Thriller aus der Schweiz: “Sennentuntschi”

Kino
06.07.2011 12:27
"Auf der Alm, da gibt’s ka Sünd"? Von wegen! Die Schweizer Form einer Sexpuppe für Almbewohner, das sogenannte Sennentuntschi, steht im Mittelpunkt eines Mystery-Thrillers mit sagenhaftem Hintergrund. Mit genügend Absinth im Blut wird auf einsamen Berghütten dem aus Besen und Tüchern gebastelten Lustobjekt Leben eingehaucht, um fortan den unzüchtigen Sexualtrieb der Senner zu befriedigen. Doch der Sage nach nimmt die tatsächlich erwachte Puppe schließlich bitterböse Rache.

In der Schweiz war das Horror-Märchen von Regisseur Michael Steiner mit Burgschauspieler Nicholas Ofczarek in der Hauptrolle ein Riesenerfolg: Mehr als 100.000 Zuschauer sahen den Film im Kino, nachdem zuvor die Filmfirma während der Produktion pleitegegangen war und lange nicht sicher war, ob der Streifen überhaupt veröffentlicht werden würde. 

In Österreich und Deutschland läuft "Sennentuntschi" nun in einer synchronisierten Fassung mit Schweizer Anklängen an - in der Hoffnung, dass sich auch das heimische Publikum von den ungewöhnlichen Vorgängen in einem Schweizer Alpendörfchen schocken lässt.

Der Film beginnt mit einem auf Rotkäppchen stilisierten Skelettfund beim Pilze Sammeln, um schließlich in einer langen Rückblende von einem Kriminalfall in den 1970er-Jahren zu berichten. Damals, heißt es in der Erzählung, wurde in dem Dorf ein Mitarbeiter des Pfarrers erhängt aufgefunden - und der Kirchenmann erkannte schnell eine verschreckte junge Frau, die dreckig und stumm aus dem Wald auftauchte, als dämonische Gesandte, die es auf die Bewohner abgesehen hat. Nur der Dorfpolizist Reusch (Ofczarek) fing an nachzuforschen, anstatt sich an der Hexenjagd zu beteiligen.

Seine Recherchen reichten bis hinauf zur entlegenen Berghütte, wo sich ein Senn mit einem flüchtigen Stadtmensch und einem zurückgebliebenen Hirtenbub vorwiegend mit Absinth und bald auch mit einer nur allzu lebendigen "Tuntschi" vergnügten. Nur langsam werden dem Zuschauer die Verbindungslinien zwischen Bürgermeister und Bergbauern, zwischen Mob und Missbrauch, zwischen Doppelmoral und Wahnsinn offengelegt, nur langsam entdeckt man gemeinsam mit Reusch, welch heftige Tragödie sich im Angesicht der bildgewaltigen Bergwelt abgespielt hat.

Das sagt "Krone"-Kinoexpertin Christina Krisch zum Film:
Frömmlerischer Wahnsinn, Hoffart und Missbrauch, so die Koordinaten eines düsteren Hochgebirgsschwanks, der uns in eine archaische Welt entführt, wo Dämonenglaube den demutsvollen Geist beherrscht. Zwischen felsenschwerem Pathos und leidenschaftlichem Alpenglühen wird das Schicksal zweier Liebender heiß geschmiedet – mit vernichtender Konsequenz.

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