Die Landwirte im Seewinkel sehen sich mit dem Vorwurf konfrontiert, wegen der Bewässerung ihrer Felder Mitschuld am Austrocknen des Sees zu tragen. Nun wurde eine Interessensgemeinschaft ins Leben gerufen.
Seit 57 Jahren wird der Wasserstand des Neusiedler Sees aufgezeichnet. Heuer ist der Pegel mit derzeit 115,22 Meter über Adria, das sind um 36 Zentimeter weniger als normal, auf einen historischen Tiefststand gesunken. Im Seewinkel drohen die Lacken auszutrocknen. Gefahr für mehrere Branchen ist in Verzug, deshalb wird jetzt Ursachenforschung betrieben.
Bauern als schuldige
Die Regenmengen waren in den vergangenen Monaten nicht ausreichend; der Klimawandel schlägt gnadenlos zu; aber auch die Bauern sollen Mitschuld tragen. Aus Tausenden Brunnen wird im Seewinkel das Grundwasser angezapft. „Von 32.000 Hektar ist jährlich etwa ein Viertel offiziell zur Bewässerung bewilligt“, erklärt Werner Falb-Meixner, Vizepräsident der Landwirtschaftskammer (LK) Burgenland.
In Summe darf die Landwirtschaft im Seewinkel pro Jahr 20 Millionen Kubikmeter Grundwasser entnehmen. Das werde laut Falb-Meixner streng kontrolliert. „Unter einem gewissen Grundwasserstand wird die Beregnung gedrosselt und dann gesperrt.“ In Apetlon und Illmitz wurden die Warnstufen heuer bereits unterschritten.
Verbotslimit erreicht?
Zu befürchten ist, dass das Verbotslimit erstmals erreicht wird. Aber: „Historisch betrachtet gab es Perioden, wo der See komplett ausgetrocknet war. Und da haben die Landwirte kein Wasser entnommen“, so Falb-Meixner.
Um ihre Interessen zu wahren, gründeten die Bauern auf Anraten der LK die „IG Bewässerung Bezirk Neusiedl am See“. „Ein Verbot der Beregnung und der ein Umstieg auf andere Kulturen würde zu einem Sterben der Betriebe führen“, sagt Falb-Meixner, der, wie so viele, auf eine Zuleitung aus der Donau aus Ungarn ins Grundwasser hofft. Das könnte allerdings noch ein paar Jahre dauern.
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