Widerstand gebrochen

Nach Wochen des Kampfes: Asowstal-Werk „befreit“

Ausland
20.05.2022 21:36

Das seit Wochen heftig umkämpfte Asowstal-Werk in der ukrainischen Stadt Mariupol ist am Freitagabend endgültig von russischen Truppen eingenommen worden. Die Stahlfabrik galt als letzte Bastion des ukrainischen Widerstandes in der strategisch wichtigen Hafenstadt. Mariupol scheint damit nun gänzlich unter russischer Kontrolle zu stehen.

Russland meldete am Abend die „vollständige Befreiung“ des Werks. Das Verteidigungsministerium in Moskau habe dies bekannt gegeben, berichtete die Nachrichtenagentur RIA. Demnach hätten sich die letzten 531 Verteidiger des Regiments Asow ergeben. Ihr Kommandant sei in einem speziellen gepanzerten Fahrzeug abtransportiert worden. Er soll sich - wie Tausende andere Ukrainer - in russischer Gefangenschaft befinden.

Die Angaben können von unabhängiger Seite nicht überprüft werden. Allerdings hatte die Regierung in Kiew bereits das Ende der Verteidigung von Mariupol angeordnet, nachdem dort nur noch das Stahlwerk gehalten werden konnte.

Dennoch: Die ukrainische Gegenwehr in der Hafenstadt - vor allem jene der angeblich mehr als 2400 Widerstandskämpfer im Stahlwerk - habe die russischen Truppen enorm geschwächt, hieß es Freitagfrüh in einem Lagebericht des britischen Verteidigungsministeriums.

Russische Truppen hatten mit der Belagerung von Mariupol bereits kurz nach ihrem Einmarsch in die Ukraine Ende Februar begonnen. Bilder einer zerstörten Geburtsklinik gingen um die Welt. Wochenlang harrten Zivilisten in Kellern aus, selbst Trinkwasser fehlte in der umkämpften Stadt. Erst nach vielen Anläufen wurden Zivilisten aus der Stadt evakuiert. Zuletzt konzentrierten sich die russischen Angriffe auf das Stahlwerk, in dessen weitläufigen Kellern sich die letzten Verteidiger der Stadt verschanzt hatten.

Die Industriezone war schließlich seit dem 21. April von russischen Truppen blockiert gewesen. Mit Mariupol kontrollieren die russischen Kräfte nun die komplette Küste des Asowschen Meeres. Zuvor hatten die Ukrainer immer wieder betont: „Wenn Mariupol gerettet wird, dann wird die Ukraine gerettet.“

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