Die ungewöhnlichen Ausbrüche der Affenpocken in Europa bereiten Sorgen: Britische Mediziner befürchten bereits mögliche Folgen für die ärztliche Versorgung von Geschlechtskrankheiten sowie Kinderwunschbehandlungen. Ärzte und Pfleger, die mit Infizierten in Kontakt kommen, müssten sich isolieren, erklärte Claire Dewsnap, Chefin des Fachverbands British Association for Sexual Health and HIV, am Samstag. Somit sei es schwierig, gleichzeitig gute Dienste für die sexuelle Gesundheit zu leisten und das Virus zu bewältigen.
In London würden Kliniken keine „Walk-in-Behandlung“ mehr anbieten, berichtete die BBC: Patienten müssten also im Voraus anrufen und ihre Symptome schildern, bevor sie einen Termin erhalten. Einige Mitarbeiter hätten bereits eine Pockenimpfung erhalten. Auch wenn der Impfstoff nicht speziell auf das Affenpocken-Virus zugeschnitten ist, soll er einen gewissen Schutz bieten - vor allem gegen schwerere Erkrankungen.
„In Hinsicht auf Infektionen nicht besorgt“
Die Infektionen würden den Druck auf das ohnehin schwer belastete Personal noch erhöhen, so Dewsnap gegenüber dem britischen Sender. „In Hinsicht auf Infektionen und Konsequenzen für Betroffene bin ich nicht besorgt“, sagte die Verbandschefin. „Aber ich bin besorgt um unsere Möglichkeit, gute Dienste für sexuelle Gesundheit sowie Zugang für alle aufrechtzuerhalten und gleichzeitig diese neue Infektion zu bewältigen.“
Sie forderte mehr finanzielle Unterstützung. „In den vergangenen zehn Jahren ist die Finanzierung durch das öffentliche Gesundheitsbudget erheblich zurückgegangen.“ Dadurch gebe es nun weniger Personal und weniger Möglichkeiten, Patienten zu behandeln.
„Offenbar sexuelle Übertragbarkeit“
Der Pandemie-Experte Peter Horby von der Universität Oxford zeigte sich verwundert über die Ausbreitung der Affenpocken. Es handle sich um eine „ungewöhnliche Situation“, da das Virus außerhalb von West- und Zentralafrika übertragen werde, sagte Horby der BBC. Es gebe „offenbar ein Element der sexuellen Übertragbarkeit“, sagte Horby und verwies darauf, dass das Virus vor allem bei schwulen oder bisexuellen Männern festgestellt worden sei.
In Großbritannien wurden bisher 20 Fälle von Affenpocken bestätigt. Auch in anderen Ländern wie Deutschland, Spanien, Frankreich, Schweden, Australien und den USA wurden Fälle festgestellt, in Österreich gab es bisher noch keinen Nachweis des Virus. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte zu einer rigorosen Nachverfolgung aller Kontakte von Betroffenen aufgerufen. Kliniken und Bevölkerung müssten für die Symptome sensibilisiert werden.
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