Selenskyj sicher:

„Haben russischer Armee das Rückgrat gebrochen“

Ausland
21.05.2022 17:06

Obwohl die bis zuletzt heftig umkämpfte Hafenstadt Mariupol nun endgültig in die Hände der russischen Armee gefallen ist, zeigt sich der ukrainische Präsident weiterhin siegessicher. Man habe Russlands Streitkräften großen Schaden zufügen können, so Wolodymyr Selenskyj. Die Ukraine habe der russischen Armee gar „das Rückgrat gebrochen“, so der Präsident.

„Sie werden die nächsten Jahre nicht mehr auf die Beine kommen“, sagte der 44-Jährige in einem am Samstag ausgestrahlten Fernsehinterview. Kiew werde sich alles zurückholen, betonte Selenskyj. Eine Rückkehr zu den Frontlinien von vor dem 24. Februar - der Tag, an dem Russlands Angriffskrieg begann - werde bereits als Sieg gelten. „Das wird bedeuten, dass sie uns nicht erobert und wir unser Land verteidigt haben“, sagte der Staatschef. Der Weg dorthin werde jedoch sehr schwierig. Am Ende stehe dann die Diplomatie.

Forderung nach „gerechten“ Verhandlungen
Der Krieg in der Ukraine kann nach Ansicht von Selenskyj letztlich nur durch Diplomatie beendet werden. Der Krieg werde „blutig sein, es wird heftige Kämpfe geben, aber endgültig enden wird er nur durch Diplomatie“, sagte der Staatschef am Samstag dem ukrainischen Fernsehsender ICTV. „Es gibt Dinge, die wir nur am Verhandlungstisch erreichen können.“ Die Ergebnisse der Verhandlungen müssten „gerecht“ für die Ukraine sein.

Auch, dass sich nun die letzten Verteidiger Mariupols ergeben mussten, ändert nichts an Selenskyjs Optimismus. (Bild: AP)
Auch, dass sich nun die letzten Verteidiger Mariupols ergeben mussten, ändert nichts an Selenskyjs Optimismus.

Selenskyj zufolge sollte es ein Dokument über Sicherheitsgarantien für die Ukraine geben, das „von den Freunden und Partnern der Ukraine, ohne Russland“ unterzeichnet wird. Parallel solle es „eine bilaterale Diskussion mit Russland“ geben.

Friedengespräche ausgesetzt
Ukrainische und russische Unterhändler hatten sich seit dem Beginn des russischen Militäreinsatzes in der Ukraine Ende Februar zunächst regelmäßig zu Verhandlungen getroffen oder per Videokonferenz über eine Beilegung des Konflikts beraten. Das letzte Treffen der Chefunterhändler beider Länder fand nach Angaben russischer Nachrichtenagenturen allerdings am 22. April statt - und ist damit einen Monat her.

Russland macht die Ukraine für den Stillstand verantwortlich. „Die Gespräche kommen in der Tat nicht voran, und wir stellen fest, dass es den ukrainischen Unterhändlern völlig am Willen mangelt, diesen Prozess fortzusetzen“, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Mittwoch in Moskau.

Italien schmiedet Plan für Ende des Konflikts
Italien hat unterdessen nach den Worten seines Außenministers einen Plan für eine Friedenslösung im Ukraine-Krieg entwickelt. „Es braucht jetzt eine diplomatische Gegenoffensive“, sagte Luigi Di Maio im Interview der Zeitung „La Stampa“ (Samstag). Derzeit versuchten nur einzelne Staaten zu vermitteln, kritisierte der 35-Jährige. Nun wolle man alle relevanten internationalen Organisationen dazu bringen, mitzuarbeiten.

Ein erstes Ziel sei, lokale Kampfpausen zu erreichen, danach solle ein Waffenstillstand, die Arbeit an der Neutralität und am Ende ein Friedensabkommen folgen. Di Maio äußerte sich aber etwas pessimistisch zur aktuellen Verhandlungslage mit Russland: „Ich will nicht wie ein Schwarzmaler wirken, aber ich sehe keine Verhandlung an keinem Tisch“, sagte er. „Einzelne Aktionen werden Wladimir Putin nicht dazu überreden, zu verhandeln.“

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