„Nicht normal“
Affenpocken: Die Einschläge kommen immer näher
Schon seit Tagen überschlagen sich in Europa die Meldungen mit neuen Infektionsfällen mit Affenpocken. Nachdem sich die Erkrankung bereits in Deutschland und Italien breitmacht, meldete am Samstag auch die Schweiz ihren ersten Fall. Während führende Wissenschaftler noch keinen Grund zur Beunruhigung sehen, mahnt aber so mancher, dennoch Vorsicht walten zu lassen.
Nach dem ersten Fall in München wurden am Samstag auch drei Fälle in der deutschen Hauptstadt Berlin registriert. In der Schweiz bestätigte sich indessen ein Verdachtsfall im Kanton Bern. Die betroffene Person sei wohl im Ausland mit dem Virus in Berührung gekommen, sei in ambulanter Behandlung und befinde sich zu Hause in Isolation.
Ausbreitung nicht unterschätzen
„Wir sollten vorsichtig sein“, erklärte etwa der bekannte US-Virologe Eric Feigl-Ding via Twitter. Er warnt davor, die mögliche Gefahr herunterzuspielen, nur weil es in der Vergangenheit außerhalb Afrikas immer nur kleine Ausbrüche der Affenpocken gegeben hat. „Diese plötzliche gleichzeitig weltweite Epidemie in mehreren Ländern ist nicht normal“, so Feigl-Ding.
So sei der Anstieg an neuen Fällen innerhalb der vergangenen Woche für eine traditionell sehr seltene Krankheit „astronomisch“, meint er weiter. Alleine in Großbritannien hätten sich die Fälle zuletzt über Nacht von neun auf 20 sogar verdoppelt.
Krankheit schon in ganz Europa angekommen?
Dazu kommt, dass etwa der erste Infektionsfall in Frankreich bei einer Person auftrat, die zuletzt nicht verreist ist - „das bedeutet, dass sich die Krankheit bereits weit verbreitet hat“, ist der Wissenschaftler überzeugt, dass sich die Pockenerkrankung inzwischen in ganz Europa ausgebreitet hat.
Daten aus Großbritannien würden zudem zeigen, dass es sich bei den bisherigen Fällen um einen westafrikanischen Pocken-Stamm handelt - dieser übertrifft mit einer Todesrate von einem Prozent sogar jene von Covid-19 (0,6 Prozent im Jahr 2020).
Fälle steigen wohl im Sommer weiter an
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gab am Samstag bekannt, bereits Leitlinien zur Eindämmung der Ausbreitung von Affenpocken zu erarbeiten. Es werde befürchtet, dass die Zahl der Fälle in den Sommermonaten weiter ansteigen könnte, sagte der Vorsitzende Berater der WHO für Infektionsgefahren, David Heymann, am Samstag Reuters.
Die WHO gehe davon aus, dass der Ausbruch durch sexuelle Kontakte ausgelöst worden sei.
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