Bürgermeister erzählen

So kann Kinderbetreuung in Gemeinden funktionieren

Steiermark
22.05.2022 11:00

Vor allem kleine Gemeinden am Land tun sich schwer, Kinder zu betreuen - was wiederum dazu führt, dass Familien und Betriebe abwandern. Drei steirische Beispiele zeigen, wie mögliche Lösungen aussehen können.

1600 Einwohner, idyllisch gelegen zwischen den Bergen, erfolgreiche Industriebetriebe: Den Turnauern fehlt es eigentlich an nichts. Ein Problem gab es da aber, das immer drängender wurde: „Wir konnten Kinder unter drei Jahren nicht betreuen. Und der Kindergarten war ab Mittag geschlossen“, erzählt Bürgermeister Stefan Hofer (SPÖ) – unmöglich also, dass zwei Elternteile einer Arbeit nachgingen.

Der Druck wurde immer größer. „Bei den jungen Eltern hat es einen enormen Umdenkprozess gegeben. Es ist heute auch nicht mehr möglich, dass man von einem Erwerbseinkommen lebt“, sagt Hofer. Auch die Industriebetriebe wollten Kinderbetreuung anbieten. In Zeiten des Fachkräftemangels kann man nicht auf den Wiedereinstieg von Eltern verzichten.

Stefan Hofer, Bürgermeister von Turnau (Bild: Weeber Heinz)
Stefan Hofer, Bürgermeister von Turnau

„So entstand die Idee für eine übergreifende Betriebstagesmutter“, sagt Hofer. Heldeco, Maschinenbau Koller und die Gemeinde kooperierten mit der Volkshilfe und mieteten eine 100-Quadratmeter-Wohnung an. „Das ist eine flexible Lösung für alle“, zieht Hofer eine zufriedene Bilanz.

Das ganze Jahr und den ganzen Tag geöffnet
Wer eine gute Kinderbetreuung anbietet, zieht junge Familien und dadurch Fachkräfte an. Das weiß auch Thomas Reingruber. Der SPÖ-Bürgermeister von Gröbming erzählt: „Unsere Krippe und unser Kindergarten haben 51 Wochen im Jahr ganztägig geöffnet.“ Die 150 Plätze sind beinahe voll. „In zehn Jahren haben wir zehn Prozent mehr Einwohner gewonnen – und das, obwohl Liezen ein Abwanderungsbezirk ist.“

Thomas Reingruber, Bürgermeister von Gröbming (Bild: Juergen Radspieler)
Thomas Reingruber, Bürgermeister von Gröbming

Neben leistbarem Wohnen und einem guten Arbeitsplatz sei die Kinderbetreuung die dritte Säule, damit sich Familien ansiedeln. „Das höre ich von vielen Gröbmingerinnen. Die gut ausgebildeten Mütter sind ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor – sie dürfen auf keinen Fall verloren gehen“, sagt Reingruber.

Die neue Kinderkrippe in Gröbming (Bild: Christoph HUBER)
Die neue Kinderkrippe in Gröbming

Wieso nicht jede Gemeinde sich so um die Betreuung kümmert? Oft ist es eine Geldfrage, meint Reingruber. „Deswegen müssen vom Bund Mittel kommen.“

100.000 Euro im Jahr für Krippengruppe
Was gute Betreuung kostet, weiß Joachim Schnabel genau. „Zwei Millionen Euro mussten wir für den Bau der Einrichtung aufbringen“, erzählt der ÖVP-Bürgermeister von Lang. „Bis zu 100.000 Euro schießen wir für eine Krippengruppe im Jahr zu. Da gehört einfach mehr Unterstützung vom Bund her.“

Joachim Schnabel, Bürgermeister von Lang (Bild: Jürgen Radspieler)
Joachim Schnabel, Bürgermeister von Lang

Schnabel hat nicht gewartet, bis sich Bürger ganztägige Plätze für Krippe und Kindergarten gewünscht haben. „Wenn das Angebot da ist, wird es auch angenommen. Wir sind voll gebucht.“

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