Interview

Geregelter Wolfsabschuss soll Ausbreitung stoppen

Kärnten
23.05.2022 05:55

Der Schweizer Wildbiologe Marcel Züger hält es für dringend notwendig, dem Wolf seine Grenzen aufzuzeigen. 

„Krone“: Herr Züger, Sie setzen sich stark für den Naturschutz ein. Wie stehen Sie zum Thema Wolf?
Marcel Züger: Anfangs habe ich mich als Naturschützer logischerweise gefreut, dass sich der Wolf ansiedelt. Mir wurde aber schnell bewusst, wie gefährlich das Tier für uns sein kann. So habe ich mich in die Materie eingelesen und Landwirte und deren Sorgen dann auch schnell verstanden. Vorgeschlagene Maßnahmen wie Herdenschutz sind gar nicht so einfach umsetzbar, wie sie uns von diversen Organisationen präsentiert werden.

Sind Sie dafür, dass der Wolf bejagt wird?
Ausrottung ist nicht mein Ziel! Aber die Zahl der Raubtiere ist hoch und wird noch weiter steigen. Entnahmen sind also notwendig! Die Bauern leiden und gehen uns durch den Wolf noch schneller verloren. In der Folge leiden auch die Natur und die Artenvielfalt.

(Bild: Ralph Frank / Mark Rossberg)

Was wäre dann Ihrer Meinung nach die Lösung? 
Den Wolf können wir sehr wohl in unsere Kulturlandschaft integrieren. Er muss aber von Rangern ständig beobachtet werden. Die Jungen müsste man chippen. Zudem muss ein passender Herdenschutz her. Dem Tier müssen Grenzen gezeigt und es muss scheu gehalten werden. Und das geht nur, wenn ein Teil abgeschossen wird. Auf einer Fläche von 4000 km² dürfte nur ein einziges Rudel leben.

Marcel Züger ist Wildbiologe und Naturschützer in der Schweiz. (Bild: Marcel Züger )
Marcel Züger ist Wildbiologe und Naturschützer in der Schweiz.

Wie ist der Abschuss bei Ihnen in der Schweiz geregelt?
Hat der Wolf zehn Tiere gerissen, darf er nicht vom Jäger, sondern von der Jagdaufsicht entnommen werden. Und das aber mit Hilfsmitteln wie Nachtsichtgeräten oder Drohnen. Ohne Zubehör geht es faktisch gar nicht; so werden wir das schlaue Tier nicht los.

Zitat Icon

Alle Länder rund um Österreich sind vom Wolf stark besiedelt. Auch in Österreich werden es immer mehr. Es muss europaweit eine Lösung her!

Marcel Züger, Schweizer Wildbiologe und Naturschützer

Bei uns in Mallnitz hat der Wolf am Wochenende ein Kalb zu Tode gehetzt. Bauern berichten über Schafrisse auf den Almen. Ist es üblich, dass der Wolf auch auf größere Tiere losgeht? Und sind auch Menschen in Gefahr?
Er fängt beim Kleinvieh an. Diese Tiere werden dann vom Bauern geschützt. Entweder er umgeht die Schutzmaßnahmen oder entweicht auf das nächst größere Glied – wie Kühe, Kälber, Lamas, Esel. Irgendwann ist auch der Mensch an der Reihe.

Sind Ihnen gefährliche Vorfälle mit Menschen bekannt?
Ja! Sehr viele. Eine Hirtin wurde bei uns von drei Wölfen angeknurrt, hätte sie die Nerven in diesem Moment verloren, wäre das schlimm ausgegangen. Auch ein sechsjähriges Mädchen stand mit ihrem Hund plötzlich vor einem Wolf. Wäre es weggelaufen, hätte das Raubtier die Jagd aufgenommen.

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