Christina Riezler leitet das Gewaltschutzzentrum in Salzburg. Sie fordert Verbesserungen beim Opfer-Schutz.
Der Opferschutz rückt aufgrund des jüngsten Mordfalls im Pinzgau wieder in den Vordergrund. Die „Krone“ traf Christina Riezler, die seit März das Gewaltschutzzentrum in Salzburg leitet:
„Krone“: Frau Riezler, wie bewerten Sie den jetzige Lage beim Opfer-Schutz?
Christina Riezler: Es gäbe ein paar Möglichkeiten für Verbesserungen, wie Gewalt-Ambulanzen: Dort könnten Profis mit niederschwelligen Untersuchungen Fakten für das Gericht schaffen. Gewalt-Opfer verstehen unter Verletzungen immer etwas anderes. Zum Beispiel würde keiner wegen eines blauen Flecks in das Spital fahren. Es wäre aber ein Beweis vor Gericht. Die Regierung plant eine Umsetzung. Dabei wäre es auch wichtig, das Problem mit dem Datenschutz zu lösen.
Wie meinen Sie das?
Es ist abstrus. Bei Fällen von häuslicher Gewalt müssen Gefährder seit September eine verpflichtende Beratung besuchen. Wenn dabei das Risiko weiterer Gewalttaten als hoch bewertet wird, kann sich die Täterberatungseinrichtung nur dann mit der Opferschutzeinrichtung austauschen, wenn der Gefährder zustimmt.
Wer Opfer von Gewalt wird oder eine solche Tat beobachtet, rufen Sie die Polizei unter 133.
Anlaufstellen für Opfer:
Gewaltschutzzentrum Paris-Lodron-Straße 3a Telefon: +43 662 870100 Mail: office@gewaltschutzsalzburg.at
Weitere Außenstellen gibt es in Neumarkt, Tamsweg und Schwarzach
Frauennotruf Salzburg Wolf-Dietrich-Straße 14 Telefon: +43 662 881100
Seit Herbst gibt es sicherheitspolizeiliche Fallkonferenzen. Gute Maßnahme?
Auf jeden Fall, da es wichtig ist, dass sich Behörden und Einrichtungen besprechen, um nach Lösungen zu suchen. Nur leider dauert dies manchmal zu lange mit den Terminen. Eine wichtige Maßnahme wären zusätzlich Mordfall-Analysen. Durch einen Rückblick könnten wir Rückschlüsse ziehen, auch wertvoll zur Aufarbeitung.
Was halten Sie vom bestehenden Kontaktverbot?
Wir haben in Österreich eines der besten Gesetze und es dient zum Durchbrechen der Gewaltspirale. Solange Männer glauben, dass sie mehr Wert sind, wird es Gewalt an Frauen geben. Stammtisch-Witze sind schon Nährboden dafür. Männer sollten da selbst eingreifen.
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