Die europäische Gesundheitsbehörde ECDC hat die EU-Mitgliedsstaaten dringend dazu aufgefordert, härtere Maßnahmen zu ergreifen, um den Ausbruch der Affenpocken einzudämmen. Andernfalls bestehe die Gefahr, dass die Krankheit in Europa endemisch wird - sie also immer wieder auftritt und nicht mehr verschwindet. Die Länder wurden daher aufgefordert, ihre Bestände an Pocken-Impfstoff zu überprüfen und einen Vorrat an Medikamenten anzulegen, um die Krankheit behandeln zu können.
Zudem wurden die Länder aufgefordert, die Kontaktverfolgung auf den neuesten Stand zu bringen, und das Hauptaugenmerk auf das Registrieren neuer Fälle zu legen.
Bald Meldepflicht für Affenpocken in Österreich
In Österreich laufen die Vorbereitungen dazu auf Hochtouren: Die „Fachdokumente für das Kontaktpersonenmanagement“ sollen spätestens am Dienstagvormittag den zuständigen Gesundheitsbehörden in den Ländern zur Verfügung gestellt werden. Dann sollen sie auch auf der Homepage des Gesundheitsministeriums veröffentlicht werden. Ähnliches gab bzw. gibt es auch für die Corona-Pandemie. Laut Gesundheitsministerium soll ebenfalls bis spätestens Dienstagvormittag die Meldepflicht für die Affenpocken umgesetzt sein.
Bisher EU-weit 67 bestätigte Fälle
Hierzulande gibt es einen bestätigten Fall einer Infektion, bisher haben die Gesundheitsbehörden keine weiteren Verdachtsfälle identifiziert, wie das Gesundheitsministerium auf Anfrage der APA mitteilte. In der gesamten Europäischen Union wurden bis Montag nach Angaben der ECDC 67 Infektionen in neun Ländern festgestellt - neben Österreich auch in Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Portugal, Schweden und Spanien.
Dazu kommen noch EU-weit 42 Verdachtsfälle, die noch untersucht werden. In Großbritannien, wo das Virus zum ersten Mal in Europa auftrat, ist die Zahl der bestätigten Fälle indes auf 56 gestiegen.
„Hohe“ Wahrscheinlichkeit einer weiteren Ausbreitung
„Die meisten der aktuellen Fälle zeigten leichte Krankheitssymptome, und für die breite Bevölkerung ist die Wahrscheinlichkeit einer Ausbreitung sehr gering“, erklärte ECDC-Direktorin Andrea Ammon dazu am Montag. Die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Ausbreitung des Virus durch enge Kontakte, insbesondere Geschlechtsverkehr, wird jedoch als hoch eingeschätzt.
In der Regel ist laut Medizinern der Krankheitsverlauf bei Affenpocken mild, selten gibt es aber auch schwere Fälle, die zum Tod führen können. Als davon bedroht listete die ECDC am Montag Gruppen wie Kleinkinder, Schwangere und immungeschwächte Menschen auf.
WHO: „Beherrschbare Situation“
Bei den bekannten neuen Ausbrüchen in Europa und Nordamerika wurden bisher keine schweren Verläufe registriert, erklärte Maria van Kerkhove von der Weltgesundheitsorganisation (WHO). „Das ist eine beherrschbare Situation“, sagte sie. Bei der Verbreitung des Virus sieht die WHO allerdings noch offene Fragen.
Ein beträchtlicher Anteil der Fälle in Europa ist bisher bei schwulen oder bisexuellen Männern aufgetreten, Die WHO wandte sich aber gegen eine Stigmatisierung bestimmter Bevölkerungsgruppen. „Das ist keine Krankheit von Schwulen“, sagte WHO-Experte Andy Seale. Sexueller Kontakt sei eine Übertragungsmöglichkeit, aber es reiche auch Hautkontakt.
Da das Virus normalerweise vom Tier auf den Menschen übertragen wird, vor allem von kleinen Nagetieren, warnt die EU-Gesundheitsbehörde ECDC davor, dass eine Übertragung der Krankheit auf Wildtiere verhindert werden müsse. Humanmediziner müssten daher mit Tierärzten zusammenarbeiten, um gefährdete Haustiere zu behandeln. Grundsätzlich wird ein Übergreifen auf die Tierpopulation aber als unwahrscheinlich eingeschätzt.
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