Frauen ticken anders

Mehrfachbelastung schwächt weibliches Immunsystem

Oberösterreich
24.05.2022 19:00

„Muss nur noch kurz die Welt retten“: Mit diesem Ohrwurm sprach Sänger Tim Bendzko wohl vor allem Frauen aus der Seele, denn: Viel zu oft kümmern wir uns um andere - aber viel zu selten um uns selbst. „Eigeninitiative ist gefragt“, ermutigen Expertinnen vor dem Tag der Frauengesundheit am kommenden Samstag. 

„Care-Arbeit wie Haushalt, Kinderbetreuung oder Pflege von Angehörigen, bleibt meist an den Frauen hängen. Sie sollten sich immer wieder fragen, wie belastet sie im Alltag sind und ob sie wirklich alles alleine machen müssen. Wenn es zu viel ist, müssen sie sich das auch eingestehen und Stopp sagen. Frauen sollten mehr auf sich schauen“, erinnert Annemarie Dieplinger, Autorin, Sozialwissenschafterin und Expertin für Gendermedizin, vor dem Int. Tag der Frauengesundheit am 28. Mai. „Fakt ist: Je belasteter sie sind, desto schwerer erholen sich Frauen von Krankheiten."

Frauen leiden öfter unter Long Covid
Bestes Beispiel ist Corona. Zwar erkranken Frauen seltener schwer an dem Virus, weil ihr Immunsystem stärker ist als das der Männer. Dafür leiden sie öfter unter Long Covid. Dieplinger: Zusätzliche Belastungen wie Schulschließungen, Kinderbetreuung, Homeoffice und Co. verzögern die Heilung und fördern eine langfristige Schwächung. „Generell haben Frauen ein höheres Erkrankungsrisiko, weil sie unter größerem sozialen Druck stehen, attraktiv, fit und dynamisch sein zu müssen“, weiß auch Doris Polzer, Geschäftsführerin der Organisation Proges.

Herzinfarkt wird bei Frauen häufig zu spät erkannt
Dass sich Frauen und Männer biologisch sowie in ihren gesellschaftlichen Geschlechterrollen unterscheiden, wirkt sich nicht nur auf Krankheiten, sondern auch auf deren Diagnose und Behandlung aus. Mit oft schwerwiegenden Folgen: So sind etwa Herzinfarkte unter Frauen und Männern gleich verbreitet. Frauen sterben aber häufiger daran, weil die Symptome anders sind und in vielen Fällen nicht rechtzeitig erkannt werden. Statt einem Stechen in der Brust und Schmerzen im linken Arm sind es Bauch- oder Rückenschmerzen, Schwäche, Übelkeit und Atemnot.

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Die Nebenwirkungen, die wir auf Beipackzetteln lesen, sind meist aus Perspektive der Männer - weil Studien mit Frauen komplizierter und kostspieliger sind.

Annemarie Dieplinger

Männer sind noch die Norm
Männer sind in der Medizin nach wie vor die Norm. Auch in der Forschung findet nur langsam ein Umdenken statt. „Frauen sollten deshalb auch selbst recherchieren und mit einem Arzt oder Apotheker etwa die Medikation hinterfragen, um eine Überdosierung auszuschließen. Frauen reagieren aufgrund ihres Hormonhaushalts und Stoffwechsels anders.“ Geschlechtsspezifische Medikation sei daher etwa bei Depression, Diabetes, Asthma und Migräne entscheidend. 

Tipp: Bei Gesundheitsfragen sind Frauen in den beiden Zentren für Frauengesundheit der Proges in Wels und Ried (proges.at) gut aufgehoben. In einem ersten Gespräch werden Bedürfnisse abgeklärt, dann fachübergreifend Experten zur Seite gestellt. „Der Unterstützungsbedarf im Bereich psychische Gesundheit ist stark gestiegen“, weiß Doris Polzer.

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