Ein Vorstoß des Energieversorgers Verbund soll Entlastungen für die österreichischen Endkunden bringen. Vor allem sozial schwache Haushalte sollen davon profitieren, aber auch Otto Normalverbraucher werden begünstigt. Die Aktion könnte eine Reaktion auf das Vorhaben der Bundesregierung sein, die massiv gestiegenen Gewinne der Energieunternehmen abschöpfen zu wollen.
Im Mai erst erhöhte der Verbund die Energiepreise, das traf etwa zwei Drittel seiner rund 500.000 Kunden (der Rest hat andere Verträge). Im Schnitt kann das für einen Haushalt über 240 Euro im Jahr bei einem durchschnittlichen Verbrauch ausmachen.
Einen Teil davon gibt er als „Energiebonus“ ab Juli wieder zurück - zwei Drittel der Stromkunden sollen davon profitieren.
Wo sich Kunden etwas sparen:
„Bonus“ schließt Netzkosten nicht mit ein
Letztgenannter „Bonus“ betrifft nur den Energiepreis, also Netzkosten, Steuern und Gebühren sind nicht betroffen. Unterm Strich bedeutet das für einen durchschnittlichen Verbund-Kunden, dass er etwa 90 Euro für zwei Monate Gratisstrom erhält plus 30 Euro Bonus, die für die Mai-Erhöhung einmalig ausbezahlt wurden.
Das ist daher in etwa die Hälfte des Gesamtpreises. Alle Betroffenen werden in den nächsten Wochen, fristgerecht vor Wirksamwerden des Entlastungsbonus am 1. Juli 2022, schriftlich informiert.
Das Vorhaben, die Stromrechnungen teilweise zu erlassen, ist dabei keine sonderlich neue Idee - schon bisher warb das Unternehmen damit, Neukunden bis zu vier Monate kostenlos mit Strom und Gas zu versorgen.
Energieanbieter unter Druck
Der Verbund war zuletzt aufgrund der enormen Preissteigerungen infolge der generell gestiegenen Energiekosten unter Druck geraten. Insbesondere das Werbeversprechen, Strom aus 100 Prozent Wasserkraft anzubieten, führte bei Konsumenten für Unverständnis für die nun entstandenen Mehrkosten.
Derzeit wird der Preis für die Megawattstunde Strom an der Strombörse durch ein spezielles Auktionsverfahren, die sogenannte Merit-Order, ermittelt. Das bedeutet, dass das teuerste Kraftwerk, das zur Deckung der Stromnachfrage benötigt wird, den Preis bestimmt. Selbst, wenn 100 Prozent Strom aus Wasserkraft generiert wird, sind die Unternehmen an diesen Großhandelspreis gebunden. Derzeit sind dies Gaskraftwerke, was wegen des aktuell sehr hohen Gaspreises zu einer starken Verteuerung von Strom geführt hat.
Aber auch die Aussage von Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP), dass er den Finanzminister dazu angewiesen habe, Vorschläge vorzulegen, um die massiv angestiegenen Gewinne abzuschöpfen, zeigte massive Auswirkungen auf die Börsenkurse - die Verbund-Aktie stürzte daraufhin um fast elf Prozent ab.
Eingriff in Strommarkt „politische Diskussion“
Verbund-Generaldirektor Michael Strugl sprach sich vergangenen Freitag schließlich auch für vorübergehende Eingriffe in den Strommarkt aus. „Es muss uns etwas einfallen, um von diesem Preisniveau herunterzukommen“, sagte er in einem Webinar. Welche Mittel das sein könnten, sei letztlich „eine politische Diskussion“. Als Beispiel verwies Strugl auf den Gaspreisdeckel Spaniens zur Stromproduktion.
Nehammer: „Spürbare Erleichterung“
Der Bundeskanzler zeigte sich jedenfalls erfreut über den Schritt des Verbunds: Es sei klar, dass die Politik die Effekte einer europaweiten Inflation nicht alleine abfedern kann, so Nehammer in einer Aussendung. „Umso erfreulicher ist, dass nun auch der heimische Energie-Anbieter VERBUND einen Beitrag dazu leistet (…) Das ist eine spürbare Erleichterung in einer schwierigen Zeit“, so Nehammer.
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