Prozess um Mordversuch

Toter Vater als wunder Punkt für Messerstiche

Der Angeklagte hatte einem engen Freund am Bahnhof in Hetzendorf in Wien-Meidling in den Hals gestochen: „Dabei war er wie ein kleiner Bruder für mich.“ Am Schluss des Prozesses kam es zur Versöhnung unter Tränen.

Bier und Jägermeister: So feierten zwei Freunde ihr Wiedersehen nach langer Zeit. Was als Besäufnis begann, endete aber fatal. Der 31-jährige Angeklagte stach während einer Rangelei dreimal mit einem Springmesser auf seinen oberösterreichischen Freund ein.

Opfer hatte Schutzengel 
Der Stich verfehlte knapp die Luftröhre. „Das Opfer hatte einen großen Schutzengel“, so die Staatsanwältin im Wiener Landesgericht. Wie es zum Streit gekommen ist, weiß keiner mehr genau. Grund der Messerattacke war die Erwähnung des Vaters des Wieners. Sein wunder Punkt. Er war Alkoholiker, ist vor einigen Jahren verstorben. Der 31-Jährige verspüre noch immer Trauer, aber auch Wut gegen den Vater. Das führte zum Überkochen der Emotionen, als der Freund sagte: „Fahr zum Vater“.

Knappe Entscheidung der Geschworenen
Kaum realisierte er, dass sein Freund aus dem Hals blutete, rief er sofort die Rettung und stellte sich der Polizei. „Ein Rücktritt vom Mordversuch. Das passiert nicht oft!“, argumentiert Verteidiger Manfred Arbacher-Stöger. Dementsprechend knapp auch die Entscheidung der Geschworenen mit 4:4 Stimmen. Das Urteil lautet auf absichtlich schwere Körperverletzung. Zu den dreieinhalb Jahren Haft kommt aber auch die Einweisung in eine Anstalt, weil der Gutachter den Angeklagten für „erheblich gestört, mit einer ihm innewohnenden Gefährlichkeit“ hält.

Versöhnung im Gerichtssaal
Im Gerichtssaal kam es zur Versöhnung zwischen den beiden Freunden. Der Täter entschuldigte sich unter Tränen beim Opfer. Als Anwalt Arbacher-Stöger den Jüngeren fragte, ob er überhaupt eine strenge Strafe wolle, wurde es Richter Ulrich Nachtlberger zu sentimental: „Sonst wird das eine Soap-Opera.“

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