Als Söldner tätig?
Ukraine: Russen-General im Ruhestand abgeschossen
Im Osten der Ukraine ist offenbar ein General der russischen Luftwaffe abgeschossen und getötet worden. Der Jet von Generalmajor Kanamat Botaschew wurde bereits am Sonntag über der Kleinstadt Popasna im Donbass von einer Stinger-Rakete getroffen. Unklar ist, was der General in der Ukraine tat - denn er wurde bereits 2013 entlassen. Es gibt Indizien, dass er für die berüchtigte Söldnertruppe Wagner im Einsatz war.
Der ukrainische Generalstab hatte am Sonntag den Abschuss eines russischen Kampfflugzeugs vom Typ Su-25 durch Fallschirmjäger gemeldet. Den Piloten sei keine Zeit geblieben, sich noch zu retten. Wie der britische Sender BBC nun unter Berufung auf mehrere Quellen berichtet, saß Botaschew im Cockpit.
Trauer in russischen Telegram-Gruppen
Offiziell wurde der Tod des Piloten nicht bestätigt. Er wäre der neunte russische General, der im Krieg ums Leben gekommen ist, und der ranghöchste russische Luftwaffenoffizier. Im russischen Telegram-Kanal „Fighterbomber“, in dem über Militärluftfahrt diskutiert wird, wurde der Tod des Generals betrauert: „Es gibt nur wenige Menschen auf diesem Planeten, die den Himmel so erlebt haben wie Sie. Der Himmel nimmt die Besten, heute hat er dich genommen“, schrieb ein Nutzer in dem Kanal.
Der aus dem Kaukasus stammende Botaschew galt als ausgezeichneter Flieger. Allerdings wurde er 2013 aus der Armee in die Reserve entlassen. Damals hatte er beschlossen, mit einem Jagdflugzeug vom Typ Su-27 eine Spritztour zu machen. Bei einer akrobatischen Übung brachte er den Kampfjet zum Absturz. Botaschew konnte sich noch per Schleudersitz retten. Wie sich herausstellte, hatte er den Kampfjet ohne die nötige Zulassung geflogen.
Was machte Botaschew in der Ukraine?
Wie der 63 Jahre alte General im Ruhestand zum Einsatz in der Ukraine kam, ist nicht geklärt. Gegenüber der BBC deuteten ehemalige Untergebene an, dass der ehemalige Kommandeur eines Fliegerregiments „einfach nicht wegbleiben konnte“.
Es ist möglich, dass Botaschew als Söldner bei der Wagner-Gruppe angestellt war. Die russische Söldnertruppe veröffentlichte vor Kurzem ein Video aus dem Cockpit einer Su-25, die ukrainische Stellungen in Popasna beschießt. Ein mit Wagner verbundener Telegram-Kanal meldete am 10. Mai, dass er über eigene Düsenflugzeuge verfüge. Es gebe Gerüchte über Flugzeuge in Popasna, deren Kennzeichnung weder auf die russische noch die ukrainische Luftwaffe zutreffe, hieß es. Nun nutze man „seit einiger Zeit Flugzeug-Sharing, aber das ist nur für Leute, die sich auskennen“, lautete die kryptische Nachricht weiter.
Mobilisierung für Militärs im Ruhestand
Ein anderer Grund für die Anwesenheit Botaschews in der Ukraine könnte die verdeckte Mobilisierung in Russland sein, die laut Medienberichten seit Monaten läuft. Militärs, die in den Ruhestand versetzt wurden, werden demnach wieder aktiv eingesetzt. Als Ursache wird vermutet, dass es den russischen Streitkräften aufgrund hoher Verluste an hochkarätigen Spezialisten fehlt, die ihre Flugzeuge fliegen können. Bisher sollen schon mindestens neun russische Reserveoffiziere, die älter als 50 Jahre alt waren, während des Kriegs in der Ukraine ums Leben gekommen sein.
Botaschew wurde laut ukrainischem Generalstab in der Nähe der Stadt Popasna abgeschossen. In diesem Gebiet finden derzeit die heftigsten Kämpfe statt, da die russische Armee einerseits versucht, in Richtung Kramatorsk vorzustoßen, und andererseits die Verwaltungsgrenzen der Region Luhansk zu erreichen und die ukrainischen Truppen einzukesseln.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.