„Wir haben auf niemanden Druck ausgeübt!" Bevor am Mittwoch in Graz die 16 Urteile im Bierprozess fallen, musste sich am Dienstag der leitende Ermittler der Polizei einige massive Vorwürfe der Angeklagten gefallen lassen. Der vorsitzende Richter wischte sie aber alle rasch vom Tisch.
„Alles begann mit einem anonymen Schreiben an das Finanzamt“, erzählt am Dienstag der Hauptsachbearbeiter der Polizei in der Causa „Bierdiebstahl“. Durch die Videoüberwachung beim „Selbstbedienungsladen“ - von hier wurde palettenweise das Bier vom Gelände gebracht - habe man aber schon zu Beginn viel Material in der Hand gehabt.
Es wurde keiner geschlagen, bedroht oder musste Scheitel knien? Nein? Dann sind wir hier schon fertig!
Richter Rom sichtlich ungehalten über die Vorwürfe der Angeklagten gegenüber dem Ermittler
„Keiner wurde bedroht oder geschlagen?“
Dann wird es im Saal schnell hitzig. „Sie sollen ja der Allerböseste gewesen sein“, spielt Richter Andreas Rom auf die Aussagen einiger Angeklagten an. „Haben Sie Druck aufgebaut und Gas gegeben?“ - “Beim Großteil der Einvernahmen waren ja bis zu fünf Beamte im Raum und zumeist ein Rechtsanwalt“, betont der Bezirksinspektor vom Landeskriminalamt. „Es war ein gutes Miteinander, und es wurde in keinster Weise Druck ausgeübt.“
Als zwei der 16 Angeklagten sich dazu lautstark zu Wort melden, fährt der Richter ungehalten dazwischen. „Es wurde keiner geschlagen, bedroht oder musste Scheitel knien? Oder gab es sonst irgendwelche strafbaren Handlungen? Nein? Dann sind wir hier schon fertig!"
„Videoauswertung spricht Bände“
Dann dreht sich alles um den „Kronzeugen“. Der Brauunion-Mitarbeiter griff zwar selbst in die Kassa, nannte den Polizisten aber viele Zahlen und Fakten. Fakten, auf denen große Teile der Anklage beruhen, was besonders einem Verteidiger nicht schmeckt. Er wirft der Polizei vor, dass alles im Grunde Fantasiezahlen seien. „Die Videoauswertung spricht allein Bände“, sagt der Beamte des Landeskriminalamts. „Man sieht, wie routiniert das alles abgelaufen ist. Als ob sie nie etwas anderes getan haben.“ Zur Info: Die Brauunion hat nach dem anonymen Schreiben eine Detektei beauftragt, die das Treiben filmte.
Mit der Befragung der rund 50 Zeugen war der Schöffensenat am Dienstag so gut wie fertig. Am Mittwoch ist für den Mega-Prozess Sperrstunde. Denn nach den Schlussvorträgen sollen die Urteile fallen.
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