Taxi-Geschichten

Elektroautos und die Angst vor dem großen Blackout

Wohnen & Verkehr
28.05.2022 16:00

Wir fahren mit und hören zu. „Krone“-Reporter Robert Fröwein setzt sich auf die Taxi- oder Uber-Rückbank und spricht mit den Fahrern über ihre Erlebnisse, ihre Sorgen, ihre Ängste. Menschliche Geschichten direkt aus dem Herzen Wiens.

Bei all den existenten und drohenden Katastrophen der Gegenwart kann einem schon mal angst und bange werden. Corona-Pandemie, Affenpocken, die latente Angst vor dem dritten Weltkrieg und der unaufhörliche Klimawandel, der uns schon Anfang Mai kräftig schwitzen lässt. Dazu kommen haarsträubende Preissteigerungen, die sich in Benzin-, Gas-, Lebensmittel- und sowieso-überall-Gefilden durchsetzen.

Zudem dreht sich der Personenkreisel in der Regierung unaufhörlich und bald kennt niemand mehr jemanden, der eigentlich einmal offiziell gewählt wurde. Als ob das alles nicht längst genug wäre, schwebt bedrohlich das Damoklesschwert eines Blackouts über unseren Köpfen. Die Frage sei längst nicht mehr ob, sondern wann und für wie lange, sagen Experten. Goran sieht das Problem hausgemacht.

Er fährt mich heute nach einem ungeschickten Bergunfall zur Ärztin und schleicht sich leise an, während ich humpelnd am Zaun der Wohnanlage lehne. Seit Jahren fährt er bereits einen Toyota Hybrid, für ihn die Zukunft des Straßenverkehrs. Ganz im Gegensatz zu den viel gepriesenen Elektroautos, von deren Qualität und Zukunftsfähigkeit er nicht überzeugt ist.

Im Winter 6,1 Liter Verbrauch
„Das Hybridauto braucht praktisch keine Reparaturen. Ich musste erst nach 130.000 Kilometern erstmals Bremsklötze tauschen - nicht die Bremsscheiben! In der Stadt verbraucht das Auto samt Klima im Sommer und Heizung im Winter 6,1 Liter. Das ist extrem wenig.“ Dass sein Vehikel gerade bei längeren Strecken etwas hart auf der Straße liegt, ist dabei ein verschmerzbarer Malus im Gesamtpaket.

„Die Leasingraten sind so hoch“
Für die Elektroautos sieht er im Mietwagengewerbe in vielerlei Hinsicht keine Zukunft. „Die Leasingraten sind so hoch, dass ein Fahrer allein die Kosten gar nicht reinholen kann. Das müssten mindestens zwei pro Auto sein. Wenn du zwei Zwölfstundenschichten hast, dann funktioniert das mit dem Laden auch gar nicht mehr.“

Goran testete in der Zentrale einen Elektro-Nissan für einen Tag und hat ihn sofort wieder zurückgestellt. Die Ladezeiten würden zu lange dauern, die versprochenen Akku-Laufzeiten nicht halten. „Da muss ich mir gut überlegen, ob ich einen Gast zum Flughafen fahre oder nicht, wenn das Auto schon in Betrieb war. Man kann sich einfach noch nicht genug darauf verlassen.“

Gorans Theorie
Goran beruft sich auf eine Studie, die besagt, dass wenn 50 Prozent aller Autos Elektroautos wären, das Stromnetz zusammenbrechen würde. „Man müsste zumindest pro Bezirk den Strom abschalten, weil man die Autos permanent aufladen würde und die Elektroleitungen nicht genug Kapazität haben.“ Gorans Theorie lässt sich mit anderen Studien freilich widerlegen. Schon 2019 fand die TU Wien heraus, dass man 2030 bei den Neuzulassungen in Österreich rund 26 Prozent reine Elektroautos erwartet.

Aufgrund des niedrigen Bestands, so die Conclusio, würden sich keine Probleme in einem typischen Verteilernetz ergeben. Steigt der Anteil an Elektroautos aber in jene Sphären, die Goran prognostiziert, müsste man neu berechnen und kalkulieren.

Seit 35 Jahren Taxifahrer
Der Mittsechziger, der mit Unterbrechungen seit mehr als 35 Jahren hinter dem Taxi-Lenkrad sitzt, hält im Großen und Ganzen wenig von der „Blackout-Panik“. „Sogar der ORF ist mit seiner Serie ,Alles finster’ schon auf diesen Zug aufgesprungen, man sollte die Menschen nicht so sehr verängstigen.“

„Wie sehr muss man sich wirklich davor fürchten?“
Für Goran sei alles eine Frage des Wie. Wie sehr muss man sich wirklich davor fürchten? Wie kommuniziert man reale Ängste und Sorgen? Wie kann man sich dem Thema Blackout nähern, ohne in Panik zu verfallen? „Man könnte damit anfangen, nicht alles auf die Elektroautos zu setzen. Sie sind auch nicht die Lösung aller Probleme, aber fördern definitiv das Stromproblem.“

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