„Die Jagd im Visier - Naturschutz oder sinnlose Tierquälerei?“ Ein Vortrag auf der Uni Graz (19 Uhr) ist schon vorab ein Aufreger. Denn Rudolf Winkelmayer, Ethiker, Tierarzt, Ex-Jäger, findet klare Worte.
„Krone“: Herr Winkelmayer, Sie waren ja selbst bis vor zehn Jahren einer: Wieso mögen Sie die Jäger nicht?
Rudolf Winkelmayer: Es ist nicht so, dass ich die Menschen nicht mag, es ist die gängige, weit überholte und vielfach tierquälerische Jagdmethode, die ich anprangere.
Was ist daran so schlecht?
Schauen Sie: Der wissenschaftliche Zugang hat sich in den letzten Jahren massiv verändert. Heute weiß man längst, dass Tiere keine gefühllosen Wesen sind, sondern solche, die leidensfähig sind, Emotionen haben, über rationales Denken verfügen und sogar die Zukunft planen. Nur die Jagd ist die gleiche wie vor 100 Jahren.
Was prangern Sie an?
Das sinnlose Töten empfindungsfähiger Tiere nur zum Spaß und aus Gaude.
Es wird aber damit argumentiert, dass der Wildbestand reguliert werden muss.
Das stimmt ja nicht, sonst hätten wir nicht aktuell einen der größten Bestände überhaupt. Ich sage, dass der durch Fütterungen und Wintergatter künstlich hoch gehalten wird, um eben dem Jagdvergnügen zu frönen.
Wie sieht Ihre Lösung aus?
Der Bestand gehört reguliert, ja, damit er ökologisch vertretbar wird und der dann bestehende genug Nahrung und Lebensraum hat. Aber das gehört von Profis gemacht. Nicht von Hobbyjägern, die oft nicht ausreichend gut treffen und damit Tierleid verursachen.
Aber es ist doch Jagdehre, ein angeschossenes Tier zu suchen und es zu erlösen?
Ja? Ich sage Ihnen, dass das in der Praxis nicht immer so ist, sondern eher nur dort, wo man sich die Trophäe sichern will.
Was halten Sie von Treibjagden, die gesellschaftlich ja auch schon immer mehr in die Kritik kommen?
Von Profis in Ruhe durchgeführt kann es das gelindeste Mittel sein, um Abschusspläne zu erfüllen. So wie jetzt, mit Jagdhornbläsern und Meuten von Hobbyschießern ist das strikt abzulehnen. Und Niederwild wie Fasan, Rebhuhn oder Hasen zu jagen, dafür gibt es keinen einzigen Grund! Das reguliert sich ganz von selbst.
Außer Tötungslust?
Das hat mit Ethik nichts zu tun, Töten aus Gaude muss aufhören. Aber bei uns sind ja in den höchsten Regierungskreisen oder bei Managern Jäger dabei, das Netzwerk ist groß, der Wille zur Veränderung gering.
Sie machen den Vortrag auf Einladung des Vereins gegen Tierfabriken, streitbarer Gegner der Jäger, und sprechen klare Worte. Keine Angst, selbst ins Visier zu kommen?
Ich war schon in der Minute Feindbild, in der ich Jagd und Tierethik aufgeworfen habe. Das will keiner hören. Das vertuscht man.
Am Mittwoch findet der Vortrag um 19 Uhr in der Uni Graz im Hörsaal 06.02 statt.
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