In Wien spricht die Polizei im Schnitt 10 bis 24 Betretungsverbote pro Tag aus. Seit Juli 2021 werden die ersteinschreitenden Sicherheitskräfte vom sogenannten GiP-Support unterstützt, der mit einem Fragebogen zur Vorgeschichte der Gewalt arbeitet. Chefinspektor Wolfgang Schlegl-Tiefenbacher gab am Mittwoch Details bekannt.
Er leitet das Projekt Gewalt in der Privatsphäre, kurz GiP. Für dieses steht ein Pool von 120 Sicherheitskräften zur Verfügung, von denen zwei bis drei für ganz Wien rund um die Uhr im Einsatz sind. Erfährt die Polizei von einem Fall von häuslicher Gewalt, schreitet sie ein und trifft erste Entscheidungen.
Der GiP-Support, der zu informieren ist, arbeitet dazu mit einem standardisierten wissenschaftlichen Fragebogen, um die Gefährdungslage einzuschätzen. 13 Fragen zielen darauf an, die Vorgeschichte des meist männlichen Täters, die Beziehung und die Lebensumstände zu erfassen. Dazu zählen unter anderem Vorstrafen beziehungsweise frühere Gewaltakte des Täters oder der Täterin.
40 Hochrisikofälle pro Monat
Die Gefährdung des Opfers kann als niedrig, höher oder High-Risk eingestuft werden. Davon hängen dann die gesetzten Maßnahmen ab, beispielsweise ein möglicher Personenschutz, die Aufnahme in ein Frauenhaus oder gar ein Opferschutzprogramm. „Ich würde schätzen, dass es pro Monat in Wien etwa 40 High-Risk-Fälle gibt“, sagte Schlegl-Tiefenbacher.
Spätestens bei diesen kooperiert die Polizei mit Opferschutzeinrichtungen. Nach einem Betretungs- und Annäherungsverbot, das meist direkt am Tatort und seltener im Nachhinein verhängt wird, wird laut dem Projektleiter in etwa 90 Prozent der Fälle eine Anzeige erstattet. In zehn Prozent der Fälle führt ein Verbot hingegen nicht zu einer Strafanzeige.
Auslöser für GiP war eine Bluttat im Februar des Vorjahres in Favoriten. Die Polizei war zu einem Übergriff in einer Wohnung in die Triester Straße gekommen, wo ihnen eine leicht verletzte Frau öffnete und angab, von ihrem Freund geschlagen worden zu sein. Der Täter war zu diesem Zeitpunkt nicht vor Ort.
Während die Rettung die 28-Jährige in ein Krankenhaus brachte, suchten die Beamten und Beamtinnen den Gefährder, fanden ihn jedoch nicht. Die Frau wurde aus dem Spital entlassen und kehrte nach Hause zurück. Der Täter war aber ebenfalls zurückgekehrt und tötete seine Partnerin.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.