Keine Wohnung soll kalt werden, lautete das Credo der Bundesregierung - im Falle einer Gas-Not würde demnach zuerst den Industriebetrieben der Hahn abgedreht werden. Dort schlägt man angesichts der Aussichten nun Alarm: Georg Knill, Präsident der Industriellenvereinigung, wirft der Regierung vor, kein Konzept für einen möglichen Gas-Stopp in der Tasche zu haben.
Besonders die heimische Lebensmittelindustrie ist zu 100 Prozent von russischem Gas abhängig, aber auch die Stahlproduktion benötigt enorm viele Kapazitäten des fossilen Energieträgers. Die Sorge der Betriebe vor einem massiven Versorgungsproblem nimmt zu, je länger der Krieg in der Ukraine dauert.
Der von der Bundesregierung vorgestellte Dreistufenplan für ein mögliches Aus der Gaslieferungen aus Russland ist dem Industriellen-Chef Knill zu wenig. Schon zu Beginn der Krise hätte man schließlich aufgezeigt, welche konkreten Konsequenzen das Ausblieben von Gas für die Industrie hätte, so Knill in der ORF-„ZiB 2“ am Mittwoch.
Massive Arbeitslosenwelle droht
Ein großer Teil der Betriebe sei massiv von russischem Gas abhängig. Von einem Tag auf den anderen könnte es also zu einem „sofortigen Versorgungsnotstand“ kommen. Dies würde zu einem massiven Wohlstandsverlust führen, verbunden mit einer Massenarbeitslosigkeit, fürchtet Knill, dass wohl rund 300.000 Beschäftigte unmittelbar von einem Gas-Aus betroffen wären.
Keine Umstellung von heute auf morgen
Der Industriellen-Chef sieht dabei weniger die Gefahr, dass Russland am Gashahn dreht, als dass die Lieferungen aufgrund von einem EU-Importstopp enden könnten. Innerhalb so kurzer Zeit sei es jedoch nicht möglich, von dieser Energieform wegzukommen. Man habe sich zwar vorgenommen, von fossiler Energie loszukommen, jedoch bis zu den Jahren 2040 bis 2050.
„Verlassen uns zu sehr auf die EU“
Besonders in der Industrie brauche die Technologieumstellung viel Zeit - nun gebe es jedoch schlicht keine Planungssicherheit mehr, „die wir benötigen“ - insbesondere, dass für die nächsten Jahre noch kein Plan vorliege, stimmt ihn missmutig. Andere Länder hätten hier schon viel konkretere, viel pragmatischere Lösungsvorschläge erarbeitet, so Knill. „Wir verlassen uns viel zu sehr auf die Europäische Union“, fordert er, „vom Reden ins Tun“ zu kommen.
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