Gunther von Hagens Körperwelten gastieren erstmals in Kärnten! Ab morgen, Freitag, versetzt die Ausstellung Besucher in der Klagenfurter Messearena ins Staunen. Die „Krone“ war zu Besuch in der „Produktionsstätte“ in Guben (Deutschland), wo Schädel gespalten, Knochen zersägt und Muskeln freigelegt werden. WARNUNG: Dieser Beitrag enthält Bilder, die Ihr sittliches Empfinden verletzen könnten.
In einer ehemaligen Tuchfabrik im deutschen Örtchen Guben, direkt an der polnischen Grenze, befindet sich auf einer Fläche von 30.000 Quadratmetern das Plastinarium. In diesem werden die Körper, die von Spendern weltweit zur Verfügung gestellt werden, von einem 95-köpfigen Team nach dem revolutionären Verfahren von Gunther von Hagens konserviert.
Ersten Leichen in Garage präpariert
Der Mediziner und Anatom, auch unter dem Namen „Dr. Tod“ bekannt, erfand die sogenannte Plastination 1977 in Heidelberg, da er mit den Körpermodellen, die den Medizinstudenten zur Verfügung standen, unzufrieden war.
„Die ersten Leichen wurden daheim in unserer Garage präpariert. Mein Vater war und ist von der Idee der Plastination besessen“, erzählt Rurik von Hagens, der Sohn des umstrittenen Erfinders, dessen Konservierungsverfahren patentiert und kontinuierlich weiterentwickelt wurde.
Mehrheit geht an Universitäten
Heute werden sämtliche Plastinate in Guben hergestellt, die zu 95 Prozent an Universitäten gehen – der Rest findet seinen Platz in den Körperwelten-Ausstellungen. „600 Plastinate werden im Schnitt pro Jahr hergestellt. Für einen Ganzkörper benötigt man vom Anfang bis zur Fertigstellung rund zwölf Monate. Abgesehen von der Haut und dem Fett wird alles zur Gänze verwendet“, so Rurik, der das Plastinarium, das weltweit einzigartig ist, als Geschäftsführer leitet.
Im Plastinarium in Guben (D) befinden sich 55 Kühltruhen, in denen die bereits präparierten Körper für mehrere Wochen in einem Azetonbad liegen.
„Gläserne Werkstatt“
Dort können die Besucher nämlich neben der Ausstellung der fertigen Plastinate auch die Entstehung dieser begutachten. In der „gläsernen Werkstatt“ kann den Mitarbeitern über die Schultern geschaut werden, während diese in geduldigster Feinstarbeit Sehnen und Muskeln freilegen, Schädel in ihre Einzelteile zerlegen oder Organe sowie Erkrankungen hervorheben.
„Am Anfang war es schon gewöhnungsbedürftig. Mein erstes Projekt war ein Arm, den ich bearbeitet habe und das hat schon Überwindung gekostet. Danach hat bei mir aber einfach die Faszination des Körpers überwogen“, sagt der Plastinationstechniker Frank Zscholpig.
Mehr als 19.000 Körperspender auf der Liste
Weltweit haben sich 19.200 Menschen dazu bereit erklärt, ihre Körper nach dem Ableben der Plastination zu verschreiben. Die Gründe dafür reichen vom guten Zweck über die somit nicht mehr nötige Grabpflege bis hin zu keinen Angehörigen. „Pro Woche kommen drei bis vier Körperspender ins Programm dazu, das sind eigentlich mehr als wir brauchen. Wir haben also genug Leichen im Keller“, sagt Rurik von Hagens, der sich selbst als Körperspender eingetragen hat.
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