Wladimir Milow

Kreml-Kenner ortet „erste Risse im System Putin“

Ausland
27.05.2022 06:00

Wladimir Milow, früherer russischer Vize-Energieminister, hat mit Putin gebrochen. Er spricht heute in Wien für die Opposition über den Krieg in der Ukraine und die russische Politik. Der „Krone“ verriet der Insider Details über die Wirkung der westlichen Sanktionen auf Russlands Ölsektor und die ersten „Risse im System Putin“. Der russische Machthaber habe „aus dem Staat ein Monster gemacht“ und würde „im Ernstfall auch schießen lassen“.

„Erste Risse im System Putin“ ortet der frühere russische Vize-Energieminister Wladimir Milow (50), der mit Putin gebrochen hat. Der Insider der russischen Politik zeichnet das Bild eines Staates, der vielleicht schon bald auf der Kippe steht: „Die Umfragewerte für Putins Krieg sind von 80 auf 45 Prozent gesunken. Nur noch 23 Prozent informieren sich aus dem Staats-TV. Die Nutzung der sozialen Netzwerke, besonders YouTube, steigt dramatisch.“

Sanktionen sind schon spürbar
Die ersten Folgen der Sanktionen sind schon spürbar, besonders auf dem Sektor der Lebensmittelqualität, konstatiert der Spezialist für Nachhaltigkeit, und letztlich wird die Wirksamkeit für die Zukunft Russlands verheerend sein durch den Doppelschlag von Sanktionen und Abzug der ausländischen Firmen. Der Erdölsektor kann ohne Komponenten aus der US-Technologie nicht auskommen. Das kann auch China nicht ersetzen.

Russlands Ex-Vizeminister für Energie, Wladimir Milow, in Wien (Bild: Kurt Seinitz)
Russlands Ex-Vizeminister für Energie, Wladimir Milow, in Wien

Die Erdölproduktion - und der Gewinn - werden um bis zu 40 Prozent sinken. Die russische Wirtschaft ist bis Westsibirien hinaus auf Europa gepolt und kann nicht so einfach nach Asien umgedreht werden. „Wir erleben heute die größte Deglobalisierung der Weltwirtschaft.“

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China hat eigene Interessen. Es wird nun in Russland nur zu Diskontpreisen einkaufen.

Wladimir Milow

Wie Ex-Minister Milow überhaupt von der Überschätzung der Partnerschaft Russland - China warnt: „China hat eigene Interessen. Es wird nun in Russland nur zu Diskontpreisen einkaufen. Auch die Rivalität um den Einfluss im ex-sowjetischen Zentralasien ist nicht zu unterschätzen.“

Zum Krieg in der Ukraine warnt Wladimir Milow vor Konzessionen an Russland, bevor in Russland selbst das Versagen des Putin-Regimes weithin offenkundig ist und nicht mehr durch Propaganda weggelogen werden kann: „Wenn man Putin jetzt um des lieben Friedens willen gibt, was er will, würde er es nur als Belohnung und als Ermunterung seiner imperialen Gelüste auffassen, und die sind: Russland in seiner alten Größe. Er würde dann nicht stoppen.“

Wie wird das Putin-Regime enden? Palastputsch im Kreml? Militärregime? Volksaufstand?

50.000 Mann „Präsidialgarde“ schützen Putin
Wladimir Milow: „Die Ja-Sager um ihn sitzen im gleichen Boot und trauen sich auch nicht. Die Generäle sind wegen des Armeeversagens diskreditiert. Trauen sich die Menschen? Es herrscht Furcht, denn man weiß über die Brutalität von Putin. Er hat eine Präsidialgarde von 50.000 Mann geschaffen, und er würde, wenn es hart auf hart geht, schießen lassen. Putin hat aus dem russischen Staat ein Monster gemacht.“

Der Ex-Minister war Gast des Instituts für Europa- und Sicherheitspolitik des Ex-Verteidigungsministers Werner Fasslabend.

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