Druck an der Front

Selenskyj wirft Moskau „Völkermord“ im Donbass vor

Ausland
27.05.2022 08:23

Die ukrainische Armee steht im äußersten Osten ihrer Front stark unter Druck. Russische Truppen beschossen am Donnerstag weiter die Großstadt Sjewjerodonezk im Gebiet Luhansk. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wirft Russland „Völkermord“ vor. 

Moskau betreibe „eine offensichtliche Politik des Völkermords“, sagte Selenskyj in seiner täglichen Videoansprache in der Nacht auf Freitag. Er warf den Russen vor, die ukrainischen Städte in Schutt und Asche legen zu wollen.

„All dies, einschließlich der Verschleppung unserer Menschen und der Massentötung von Zivilisten, ist eine offensichtliche Politik des Völkermords, die von Russland betrieben wird“, so der Präsident. Ihm zufolge könnte die Region im Osten der Ukraine bald „unbewohnbar“ werden.

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All dies, einschließlich der Verschleppung unserer Menschen und der Massentötung von Zivilisten, ist eine offensichtliche Politik des Völkermords, die von Russland betrieben wird.

Wolodymyr Selenskyj

USA und Kanada unterstützen Aussage
US-Präsident Joe Biden drückte sich ähnlich aus und sagte, Putin wolle offenbar „die Idee auslöschen, dass man überhaupt Ukrainer sein kann“. Der kanadische Premierminister Justin Trudeau schloss sich dieser Aussage an.

Bewohner der Stadt Lyssytschansk kochen Essen außerhalb ihrer Häuser. (Bild: APA/AFP/ARIS MESSINIS)
Bewohner der Stadt Lyssytschansk kochen Essen außerhalb ihrer Häuser.

Angriff jedoch ohne Erfolg
Die ukrainische Armee steht im äußersten Osten ihrer Front weiterhin stark unter Druck. Russische Truppen beschossen am Donnerstag weiter die Großstadt Sjewjerodonezk im Gebiet Luhansk. Der Angriff auf die Stadt und ihren Vorort Boriwske soll aber nicht erfolgreich gewesen sein. Militärangaben waren jedoch nicht unabhängig überprüfbar.

In einem anderen Dorf in der Nähe, in Ustyniwka, habe die russische Seite einen Teilerfolg errungen, hieß es. Die russischen Truppen versuchten durch Beschuss auf Brücken die Beweglichkeit der ukrainischen Truppen einzuschränken. Durch das umkämpfte Gebiet fließt der Fluss Siwerskyj Donez.

Stadt Lyman verloren
Die Großstädte Sjewjerodonezk und Lyssytschansk sind derzeit die äußersten ukrainischen Vorposten im Osten. Kämpfe gibt es aber auch schon im Rückraum dieser Städte, damit drohen ukrainische Truppen abgeriegelt zu werden. Auf der Nordseite dieses möglichen Kessels sei die Stadt Lyman verloren, bestätigte Präsidentenberater Olexyj Arestowytsch im ukrainischen Fernsehen.

Nach Generalstabsangaben werden nun ukrainische Positionen südlich von Lyman beschossen.

Russland formiert Truppen neu
Auf der Südseite des möglichen Kessels gab es Kämpfe um die Orte Komyschuwacha, Nirkowe und Berestowe. Auch hier hieß es, die Angriffe seien abgewehrt worden. Einen Teilerfolg hätten die Russen aber in der Nähe von Pokrowske erzielt.

Rauch und Schmutz steigen aus der Stadt Sjewjerodonezk während des Beschusses in der ostukrainischen Region Donbass auf. (Bild: APA/AFP/ARIS MESSINIS)
Rauch und Schmutz steigen aus der Stadt Sjewjerodonezk während des Beschusses in der ostukrainischen Region Donbass auf.
Die Kriegsschäden im Osten der Ukraine sind zunehmend verheerend. (Bild: AFP/RONALDO SCHEMIDT)
Die Kriegsschäden im Osten der Ukraine sind zunehmend verheerend.

Zudem beobachtet die Ukraine nach Militärangaben, dass Russland in seinen Grenzgebieten Belgorod und Woronesch Truppen neu formiert. Damit seien weitere Angriffe auf die ukrainischen Gebiete Charkiw und Luhansk zu befürchten.

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