Zahlreiche österreichische Autofahrer wollten sich noch rechtzeitig vor Einführung höherer Preise für ausländische Fahrzeugbesitzer in Ungarn mit billigem Benzin oder Diesel eindecken. Die Folge: Es kam zu einem Ansturm auf grenznahe Tankstellen, der Verkehr kam zum Erliegen. Vor allem slowakische und österreichische Kennzeichen waren zu sehen. Vollkommen überforderte Tankstellenbetreiber ließen nur noch ungarische Fahrzeuge zufahren und schickten Ausländer weg.
Ramona M. aus Wien, die gerade auf Kurzurlaub im Burgenland weilte, wollte eigentlich schon am Mittwoch schnell nach Sopron (Ödenburg) düsen, um dort ihr Auto vollzutanken. Doch die langen Grenzwartezeiten schreckten sie ab. Den nächsten Versuch wagte sie am Feiertag. Doch bei einer OMV-Tankstelle gab es weder Benzin noch Diesel mehr, auf eine Nachschublieferung hätte sie zu lange warten müssen, berichtet die Wienerin gegenüber krone.at. Deshalb habe sie ihr Glück bei einer Shell-Tankstelle versucht. Doch diese sei ebenfalls belagert worden, der Verkehr sei zum Erliegen gekommen: „Nichts ging mehr!“
Auch an einer MOL-Tankstelle habe dasselbe Bild geherrscht, „noch dazu stritten zwei Österreicher, weil der eine dem anderen die Vorfahrt genommen hatte“. Also kehrte M. mit ihrem unbetankten Auto wieder zurück nach Österreich.
Tankstellenwart: „Österreicher nix mehr tanken!“
Weil all der guten Dinge drei sind, begab sich M. am Freitag erneut nach Ungarn, wo seit Mitternacht die neue Regelung für ausländische Autofahrer gilt. Der Shell-Betreiber habe aber gegen die Fensterscheibe geklopft und in gebrochenem Deutsch gemeint: „Österreicher nix mehr tanken, zurück nach Österreich!“
Bei der örtlichen OMV-Filiale hatte die junge Frau dann endlich Glück und bekam ihre Tankfüllung sogar um den amtlichen Preis, der eigentlich nur noch Ungarn und Lenkern aus Staaten, wo ähnliche Preisdeckel in Kraft sind, angeboten werden sollte. Wohl ein Zeichen dafür, was für ein Chaos die im Eilverfahren erlassene Verordnung gegen den Tank-Tourismus angerichtet hat.
Ungarische Tankstellenbetreiber laufen Sturm gegen neue Regelung
Gegen die Preisregelung laufen übrigens ungarische Tankstellenbetreiber bereits Sturm. Der Obmann des Verbands unabhängiger Tankstellenpächter beklagte gegenüber Medien, dass die Durchführung in der Praxis nicht möglich sei.
Klage gegen Preisdeckel in Ungarn
Der mit 480 Forint (rund 1,24 Euro) behördlich gedeckelte Preis für 95er-Benzin und Diesel gilt in Ungarn bereits seit dem 15. November 2021. Laut Medienberichten sahen sich bereits bis zum Frühjahr mehr als 200 Tankstellen angesichts der immer größeren Diskrepanz zwischen Marktpreis und behördlichem Preis auch zum Zusperren gezwungen. Eine Gruppe von rund 50 Betreibern klagt daher gegen die Maßnahme vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR), wie Anfang Mai bekannt wurde.
Die Deckelung bleibt laut der Regierung von Ministerpräsident Viktor Orban zumindest bis 1. Juli.
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