Sogar der König tanzte

„ABBA Voyage“ feierte emotionale Weltpremiere

Die schwedische Popgruppe ABBA ist seit Freitag in Ostlondon mit einer virtuellen Avatar-Show zu erleben. In der rund 100-minütigen Konzertshow stehen allerdings nicht die leibhaftigen Mitglieder der Band auf der Bühne, sondern ihre „Abba-tare“ - voll animierte, digital verjüngte Versionen des Quartetts im 1970er-Jahre-Look, das von einer zehnköpfigen Liveband begleitet wird. Am Donnerstagabend feierte „ABBA Voyage“ nach rund fünf Jahren Produktionszeit seine Weltpremiere.

Emotionaler Höhepunkt für viele Fans des Quartetts, die schon vorher Tränen in den Augen hatten, war eine kurze ABBA-Reunion nach dem Ende der Show (Video oben). Unter großem Applaus und lautem Jubel betraten Benny, Björn, Agnetha und Frida - erstmals seit 40 Jahren - gemeinsam die Bühne.

Das ungewöhnliche Konzert began mit „The Visitors“ und „Hole In Your Sole“ etwas zäh. Auf einem gigantischen Bildschirm mit 65 Millionen Pixeln sieht es aber wirklich so aus, als stünden die jungen ABBA-Mitglieder live auf der Bühne. Nur in den Großaufnahmen, wie man sie von echten Stadion- und Hallenkonzerten kennt, erkennt man gelegentlich das Digitale. Mit „S.O.S.“ kommt die Party in der ABBA Arena - einer neu gebauten und hochmodernen Halle in Ostlondon - aber in Schwung.

Sogar Schwedens König Gustaf tanzte
Vor der Bühne befindet sich eine Tanzfläche, weiter hinten sind Sitzplätze. Auf der Zuschauertribüne wippte der schwedische König Carl XVI. Gustaf begeistert mit. Mit seiner Frau Silvia hatte er mitten im Publikum Platz genommen. Später stand das Paar sogar auf und tanzte zu den Songs.

(v.l.n.r.) Björn Ulvaeus, Agnetha Faltskog, Anni-Frid Lyngstad und Benny Andersson vor der Premiere von „ABBA Voyage“ in London

(Bild: AP)

In der Menge saßen neben Popstar Kylie Minogue, Pulp-Sänger Jarvis Cocker, Schlagersängerin Wencke Myhre, Supermodel Kate Moss und Londons Bürgermeister Sadiq Khan auch die echten ABBA-Mitglieder. Agnetha (72) verfolgte die Show zunächst angespannt, sang dann aber mehrfach mit. Bei „Gimme! Gimme! Gimme!“ lächelte sie Bandkollegin Frida (76) zu, die hinter ihr saß.

Zwischendurch hat jeder animierten „Abba-tar“ einen Soloauftritt. „Ich bin der echte Benny. Ich sehe nur sehr gut aus für mein Alter“, sagt etwa der digitale Benny unter dem Gelächter des Publikums. „Unser letztes Konzert in London war 1979. Hätte man mich damals gefragt, ob wir 2022 wieder hier auftreten, hätte ich ja gesagt.“ Björn Ulvaeus hatte im Vorfeld der Show erklärt, „stolz“ auf neue Technik zu sein.

Emotionale Reaktionen in der „ABBA Arena“
Hits wie „Knowing Me, Knowing You“, „Chiquitita“ oder „Fernando“ sorgten erwartungsgemäß besonders für Stimmung - und für emotionale Reaktionen in der ABBA Arena. Auch gestandene Männer konnten ihre Tränen über so viel ergreifende Nostalgie nicht verbergen.

Auch die beiden neuen Songs „Don‘t Shut Me Down“ und „I Still Have Faith In You“ wurden in London gefeiert. Einziges Manko der Avatar-Show waren zwei Lieder, bei denen nicht die Band zu sehen ist, sondern Zeichentrick-Filme. Für viele Besucher ein Grund, sich schnell ein Bier zu holen.

Kult um schwedische Band ungebrochen
Insgesamt 20 Songs bekommt das Publikum bei „ABBA Voyage“ zu hören. Mit „Dancing Queen“ und „The Winner Takes It All“ geht der Abend zu Ende. Der Applaus dauerte bei der Premiere noch lange an und wurde lauter, als die echten ABBA-Mitglieder zum wahrscheinlich letzten Mal gemeinsam die Bühne betraten. 40 Jahre nach ihrem letzten gemeinsamen Auftritt ist der Kult um die legendäre schwedische Popband ungebrochen.