Falscher Schlankheitswahn verursacht schwere Schäden in verschiedenen Bereichen des Körpers. Eine neue Studie untersuchte, wie sich Magersucht auf die Blutgefäße auswirkt. Experten wollen das Tabuthema Essstörungen aufbrechen.
Dass ständige Unterernährung etwa den Hormonhaushalt stört oder Knochenschwund bereits in jungen Jahren begünstigt, ist schon länger bekannt. Aber auch das Herz-Kreislauf-System wird beeinträchtigt. Während verstopfte Gefäße durch Ablagerungen von Blutfetten bisher meist mit Übergewicht in Verbindung gebracht wurden, zeigt die Studie der Med Uni Graz, dass es es auch bei Menschen, die an Magersucht leiden, dazu kommen kann. Bei ihnen wurde ebenfalls eine erhöhte Konzentration der "bösen" LDL-Partikel im Blut entdeckt, was Fetteinlagerungen in den Wänden der Blutgefäße begünstigt.
Eine Enttabuisierung von Essstörungen ist wichtig, um Betroffenen und Angehörigen möglichst früh Hilfe anbieten zu können.
Dr. Christof Argeny, Psychiater
Tabuthema aufbrechen
Nicht nur bei Magersucht, sondern auch bei Bulimie, unkontrollierten Essanfälle etc. führt das gestörte Essverhalten zu schwerwiegenden Problemen. Derartige Erkrankungen gelten jedoch noch immer als Tabu. „Eine Enttabuisierung von Essstörungen ist wichtig, um Betroffenen und Angehörigen möglichst früh Hilfe anbieten zu können. Das beugt langen Krankheitsverläufen vor, die oft eine schlechte Prognose haben und zu viel Leid in Form von körperlichen und psychischen Beschwerden führen können“, erklärt Dr. Christof Argeny, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Ärztlicher Leiter bei sowhat. Kompetenzzentrum für Menschen mit Essstörungen.
Essstörungen sind sehr komplex und umfassen in der Therapie verschiedene Fachbereiche. Um das Krankheitsbild besser sichtbar zu machen sowie zum Wissenserwerb und -austausch unterschiedlicher Berufsgruppen, die für Betreuung und Behandlung Betroffener wichtig sind, findet am 10. Juni 2022 ein Fachtag zu diesem Thema statt.
„Erkrankungen im Jugendalter haben erhebliche psychosoziale Folgen, können die Schul- und Berufsausbildung und auch den Aufbau sozialer Kontakte schwer beeinträchtigen, sodass ein selbstbestimmtes Leben unmöglich wird. Dem möchten wir frühzeitig entgegenwirken und Essstörungen die gleiche ,Normalität‘ und den Stellenwert einer rein physischen Erkrankung geben“, so Dr. Argeny.
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