Wanderrouten

Das Blütenmeer der Göttin Iris

Vorarlberg
27.05.2022 16:00

Die Blüte der Sibirischen Schwertlilie macht einen Spaziergang im Bangser Ried zu einem echten Erlebnis.

Lohnende Wanderziele gibt es viele im Land. Besonders empfehlenswert ist derzeit ein Ausflug ins Bangser Ried. An der Grenze zu Liechtenstein gelegen, erstreckt sich dort bis zum Weiler Matschels ein rund 450 Hektar großes Naturschutzgebiet im Dreiländereck Österreich-Liechtenstein-Schweiz. Neben der größten Waldfläche am Talboden des Rheintals befinden sich in dem Gebiet etwa 80 Hektar Streuwiesen, die als Lebensraum für eine Vielzahl seltener Pflanzen und Tiere dienen.

Ein echtes Paradies für zahllose Insekten! (Bild: Privat)
Ein echtes Paradies für zahllose Insekten!

Besonders bekannt ist der zu Feldkirch gehörende Teil durch den großen Bestand Sibirischer Schwertlilien (Iris), welche im Frühjahr das Unterried mit ihren exotisch anmutenden Blüten schmücken. Die schöne Blume besiedelt Niedermoore, Teichufer, feuchte Wiesen sowie Flutmulden und bevorzugt kalkhaltige, feuchtnasse Böden sowie extensiv genutzte Nasswiesen, die erst im Spätsommer gemäht und nicht gedüngt werden. Die Blüte erstreckt sich von Mai bis Juni - und sie ist ein echtes Naturschauspiel. Die verschiedenen Schwertlilienarten blühen in fast allen Farben, weshalb sie nach der griechischen Göttin Iris, der Personifikation des Regenbogens, benannt wurden.

Der Bestand geht seit Jahren zurück
Die Sibirische Schwertlilie gilt als gefährdet. Durch Entwässerung, der Umwandlung von Feuchtwiesen in Felder sowie der Intensivierung der Wiesennutzung ist bereits ein großer Teil der „Iris-Wiesen“ vernichtet worden - die noch vorhandenen zählen daher zu wertvollen Kleinoden. Im Naturschutzgebiet dürfen die Wiesen von März bis September nicht betreten und keine Pflanzen gepflückt werden. Nur so lässt sich sicherstellen, dass am Boden brütende Vögel, wie der vom Aussterben bedrohte Wachtelkönig ungestört bleiben und die Blumenpracht erhalten bleibt. Naturbeobachtungen lassen sich mit einem Fernglas besonders gut durchführen, weshalb es bei einem Ausflug ins Ried unbedingt in der Tasche sein sollte.

Fakten

Die Sibirische Schwertlilie
Die Sibirische Schwertlilie ist wohl die spektakulärste Erscheinung des „Natura 2000“-Gebietes Bangs-Matschels. Vor allem im Unterried blühen in manchen Jahren Millionen Schwertlilien. Der Name der Pflanze rührt von den schmalen, schwertförmigen Blättern her. Besonders auffällig sind die blauvioletten, stark geäderten Blüten die sich von Mai bis Juni entfalten. Die Sibirische Schwertlilie wird bis zu 120 Zentimetern hoch und ist eine mehrjährige Pflanze. Die Samen brauchen Frost, um zu keimen. Aufgrund ihrer exotisch anmutenden Schönheit findet die Schwertlilie auch als Zierpflanze in Gärten Verwendung. Ihr Verbreitungsgebiet liegt in den gemäßigten Zonen Europas sowie West-Sibirien. Die Art gilt aufgrund schwindender Lebensräume als gefährdet. Viele in Familienwappen abgebildete Lilien sind Schwertlilien, die schwertförmigen Blätter haben in diesen Fällen auch eine große symbolische Bedeutung.

Die Sibirische Schwertlilie. (Bild: Privat)
Die Sibirische Schwertlilie.

Die heutige Tour startet in Bangs - dem westlichsten Punkt Österreichs und einem von vier Weilern in Nofels. Bei der Kapelle zum Heiligen Sebastian und Fridolin gibt es einen sehr kleinen Parkplatz, der gerade am Wochenende meist besetzt ist. Es ist daher ratsam, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen. Die Bangser Kapelle diente ursprünglich als Kirche für die Bewohner des Weilers Matschels, der aufgrund der häufigen Überschwemmungen aber nur bis Ende des 18. Jahrhunderts bewohnt war. Schräg gegenüber des kleinen Gotteshauses befindet sich das Gasthaus Stern.

Die Gemeinde Bangs war früher von zahlreichen Überschwemmungen geplagt. (Bild: Privat)
Die Gemeinde Bangs war früher von zahlreichen Überschwemmungen geplagt.

Eine Markierung am Hauseck zeigt, wie hoch das Wasser bei der großen Überschwemmung von 1927 stand. Nach dieser Katastrophe wurde das Gebiet entsiedelt, nur die Zöllner und einige ältere Menschen blieben zurück. Direkt beim Gasthof sind mehrere Wegweiser für die zahlreichen Routen, die durch das Schutzgebiet führen, angebracht. Eine Infotafel bietet einen Überblick über die Örtlichkeit. Wer die Irisblüte erleben möchte, folgt am besten der Ausschilderung in Richtung Unterried.

Fakten

Daten & Fakten
Typ: große Spazierrunde (teilweise auch mit dem Fahrrad möglich)
Dauer: je nach Variante 1 bis 2,5 Stunden
Ausgangspunkt: Kapelle Bangs, Gemeinde Feldkirch
Ausrüstung: Schuhe mit guter Profilsohle, dem Wetter angepasste Kleidung (ev. Sonnenschutz), Fernglas, Bestimmungsbuch, eventuell Getränk
Einkehrmöglichkeit: Gasthof Stern (Mo/Di Ruhetag) in Bangs
Öffentliche Verkehrsmittel: Buslinie 4 von Bhf Feldkirch bis Bangs/Gasthof Stern

Ein Paradies für Libellen und Schmetterlinge
Vorbei an den letzten Wohnhäusern führt der Schotterweg durch eine flache, naturnahe Landschaft. Hier tummeln sich an diesen besonderen Lebensraum angepasste Schmetterlings- und Vogelarten. Darunter der Helle und der Dunkle Wiesenkopf-Ameisenbläuling, der Skabiosen-Scheckenfalter oder auch häufigere Arten wie der Kleine Fuchs. Ein Naturratgeber oder eine Handy-App erleichtern die Bestimmung der verschiedenen Falter.

Auch für Radfahrer ist das Naturschutzgebiet ein schönes Ausflugsziel. (Bild: Privat)
Auch für Radfahrer ist das Naturschutzgebiet ein schönes Ausflugsziel.

Der Spaziergang durch das Europaschutzgebiet kann je nach Lust und Laune ausgedehnt werden, es bieten sich zahlreiche Streckenvarianten an: Man kann beispielsweise bis zum Illspitz (ca. 1 Stunde) oder nach Meiningen (1,5 Stunden) wandern. Überaus attraktiv ist der Streckenabschnitt entlang des Spiersbaches: Nahe des Wassers sind zahlreiche Libellen anzutreffen, unter anderem die Blauflügel Prachtlibelle, auch Gemeine Seejungfer genannt. Sie gehört zu den Kleinlibellen und ist neben der Gebänderten Prachtlibelle die einzige Prachtlibellen-Art in Mitteleuropa. Besonders auffallend sind die männlichen Tiere mit den namengebenden blaugrün gefärbten Flügeln.

Die Art lebt vor allem an kleinen bis mittelgroßen Bachläufen und Fließgewässern mit niedriger Temperatur. Die Männchen legen ein ausgeprägtes Revierverhalten an den Tag. Sie erkennen weibliche Tiere an den Lichtreflexen der sich bewegenden Flügel und fliegen ihnen entgegen, sobald sie sich in ihrem Revier befinden und lotsen sie zu den Eiablageplätzen. Libellen sind wahre Luftakrobaten und es ist äußerst kurzweilig, sie bei ihren Manövern zu beobachten. Dem Spiersbach entgegen seiner Fließrichtung folgend gelangt man schließlich wieder nach Bangs.

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