Ausfuhr aus Ukraine
Putin ermöglicht Getreide-Export unter Bedingungen
Der russische Staatschef Wladimir Putin hat in einem Telefonat mit dem deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in Aussicht gestellt, bei Lockerungen der westlichen Sanktionen gegen sein Land die Ausfuhr von Getreide aus der Ukraine zu ermöglichen. Russland sei „bereit“, Möglichkeiten „für einen Getreide-Export ohne Hemmnisse zu finden“, sagte Putin nach Kreml-Angaben am Samstag in einem Telefonat mit Scholz und Macron.
Allerdings müssten auch westliche Sanktionen gegen Russland aufgehoben werden. Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) hatte am Freitag nach einem Telefonat mit Putin erklärt, dieser habe „Signale gegeben“, bereit zu sein, aus der Ukraine Exporte von Saat- und Nahrungsmitteln über Seehäfen zuzulassen.
Die G7-Staaten arbeiten laut dem britischen Premierminister Boris Johnson mit Hochdruck an einer Lösung für den Export von Getreide aus der Ukraine, um eine weltweite Nahrungsmittelkrise zu vermeiden. Dies habe Johnson dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in einem Telefonat am Samstag gesagt, teilt Großbritannien mit.
Zwölf Prozent der weltweit gehandelten Kalorien
Wegen ihrer fruchtbaren Böden ist die Ukraine einer der wichtigsten Weizenexporteure weltweit. Hinzu kommen hohe Weltmarktanteile bei Gerste, Mais und Sonnenblumenöl. UNO-Angaben zufolge wurden 2020 allein gut 30 Millionen Tonnen Mais und knapp 25 Millionen Tonnen Weizen geerntet. Zusammen produzieren die Ukraine und Russland einer Studie zufolge zwölf Prozent der weltweit gehandelten Kalorien.
Ein Großteil davon droht nun wegen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine auszufallen. Denn viel ukrainisches Getreide wird über die Schwarzmeerhäfen verschifft. Diese Häfen, allen voran Odessa, werden jetzt von den russischen Streitkräften blockiert.
Krise wird ganze Welt treffen
Der ukrainische Präsident Selenskyj hat Verhandlungen über einen Korridor und die Freigabe für den Export gefordert. Rund 20 Millionen Tonnen Getreide aus der vergangenen Ernte können laut der früheren ukrainischen Finanzministerin Natalie Jaresko derzeit nicht verschifft werden. Die Ukrainer hätten keinen Platz mehr in ihren Silos. Die neue Ernte drohe zu verrotten. Letztlich aber werde die Krise die ganze Welt treffen: Nahrungsmittelknappheit werde in vielen Ländern zu Unruhen führen.
Putin warnte Scholz und Macron im Gespräch außerdem vor der Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine. Das berge das Risiko einer weiteren Destabilisierung der Lage und der Verschärfung der humanitären Krise, sagte Putin einer am Samstag vom Kreml veröffentlichten Mitteilung zufolge. Scholz und Macron forderten in dem Gespräch erneut ein Ende des Krieges, wie der Sprecher der deutschen Regierung, Steffen Hebestreit, mitteilte.
Der Bundeskanzler und der französische Präsident drängten dabei auf einen sofortigen Waffenstillstand und einen Rückzug der russischen Truppen.
Steffen Hebestreit, Sprecher der deutschen Regierung
Putin betonte laut Kreml die Bereitschaft Moskaus, die „durch die Schuld Kiews“ eingefrorenen Verhandlungen über eine Lösung des Konflikts wieder aufzunehmen.
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