Das Land Kärnten ist nach dem Hackerangriff in der Klemme. Anexia-Chef Windbichler ist Experte; er hat 350.000 Angriffe täglich. Ein Gespräch über IT-Mafia, Dunkelziffern, Lösegeld...
Das Land Kärnten kämpft nach dem Hackerangriff weiter mit massiven Problemen, das Mailsystem und die Datenbanken wieder herzustellen. Einer der gefragtesten IT-Experten sitzt in Klagenfurt: Alexander Windbichler hat mit „Anexia“ 90 Standorte weltweit, betreut 100.000 Kunden von Wien bis nach New York. „Wir kriegen 250.000 bis 350.000 Hackerangriffe am Tag. Es sind Millionen von Mailadressen dafür verfügbar. Es herrscht praktisch permanent Krieg im Internet“, schildert er: „Menschen betreuen in Betrieben die Systeme, da passieren Fehler. Ein Hackerangriff ist das schlimmste Szenario, das man sich vorstellen kann. Ich würde es keinem Feind wünschen.“
Russland ist Hochburg für Hacker
Die Hackergruppen arbeiten vor einem Angriff wochenlang in den Computer-Laufwerken, reizen das System aus. „Die Dunkelziffer bei Lösegeldforderungen ist übrigens hoch“, sagt Windbichler. „Nach einer Zahlung wird man zwar entschlüsselt, muss das gesamte System aber neu aufstellen. Ein Unternehmen muss so sicherstellen, dass es nicht mehr verwundbar ist.“
Viele Hacker seien Einzelpersonen, „manche bestehen aus Hunderten von Personen. Die sind vor allem in Russland daheim, gelten als gefürchtete IT-Mafia. Die Datensicherung geht deshalb weltweit über alles“.
Perfekter Zeitpunkt für Angriff
Der jetzige Zeitpunkt für den Hackerangriff war für das Opfer, das Land Kärnten, der schlechteste gewesen, den es gibt. Weil ein Feiertag in die Woche fällt, am Monatsende alle Auszahlungen berechnet werden müssen. „Dass die Fünf-Millionen-Euro-Lösegeldforderung in Kryptowährung gestellt wurde, ist in der Branche üblich. Wenn man übrigens zahlen würde, hieße das nicht viel. Denn die Frage ist: Wie viele Daten sind schon zuvor vom Datensystem abgezogen worden? Das ist entscheidend. Im Darknet gibt es Firmen, von denen jedes E-Mail und jeder Betriebsausflug verzeichnet ist. Ein Albtraum.“
Windbichler weiß auch: „Jeder Normalverbraucher kann sich im Darknet um 2500 Dollar Hackertipps herunterladen. Mit wenig Geld kann man damit großen Schaden anrichten.“
Mangelnde Sicherheit
Kaum ein Benutzer wechsle zudem das Passwort. Der 35-Jährige rät zu einer Zwei-Faktor-Authentifizierung. Das ist eine Sicherheitsprozedur, bei der ein Anwender zwei Merkmale bereitstellt, um sich zu identifizieren.
An der Behebung wird beim Land rund um die Uhr gearbeitet. „Bis spätestens Mitte der Woche sollten die E-Mails und Bürgerservices wieder funktionieren“, sagt Sprecher Gerd Kurath.
Es gibt auch längst europäische Vorschriften, wie man sich gegen Hackerangriffe schützen kann. Alle Bundesländer haben mitgemacht, Kärnten und die Steiermark nicht ...
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