Titanenwurz „Willi“: Die drei Meter hohe Pflanze steht im Botanischen Garten der Universität Wien in voller Blüte und erweist sich als wahrer Besuchermagnet. Zuletzt blühte sie 2019 im Botanischen Garten der Uni Salzburg, von wo sie übersiedelte. Bevor Montagabend das Naturschauspiel um das im Lateinischen Amorphophallus titanum - auf Deutsch übersetzt „gigantischer unförmiger Penis“ - benannte Gewächs endet, gilt es für Biologen noch Fragen rund um ihre komplexe Fortpflanzungsstrategie zu klären.
Die Titanenwurz ist auf Sumatra (Indonesien) heimisch und lockt mit ihrem riesigen Blütenstand winzige Insekten an, die als Bestäuber dienen. Der große Kolben an der Spitze des Blütenstands erwärmt sich dabei und setzt einen Geruch frei, der an verwesende Kadaver erinnert.
Gewicht auf 80 Kilogramm verdoppelt
Genau das ist noch am Montag in Wien-Landstraße zu beobachten und zu riechen. Die riesige Knolle der Pflanze hat seit ihrem Umzug nach Wien ihr Gewicht unter der Obhut von David Prehsler und Kollegen von der „Core Facility Botanischer Garten“ auf 80 Kilogramm verdoppelt.
Bestialischer Gestank
Während der kurzen Zeit der Blüte führen Experten nun verschiedene Untersuchungen zur Bestäubungsbiologie der riesigen Blume durch, wie Florian Etl von der Abteilung für Strukturelle und Funktionelle Botanik der Uni Wien am Montag erklärte. Die Strategie der Titanenwurz ist es höchstwahrscheinlich, mit dem bestialischen Gestank Aaskäfer, die ihre Eier in Kadavern ablegen, anzulocken, sie rund 24 Stunden im unteren Teil der riesigen Blüte festzusetzen und dann als Träger ihrer Pollen wieder in die Umwelt zu entlassen. Dazu gebe es wenige Beobachtungen aus Sumatra.
Experten gehen auch davon aus, „dass es eine Fallenblume ist“, wie auch einige andere Aronstab-Gewächse, sagte Etl. Dazu zählen übrigens auch der in Österreich heimische Gefleckte Aronstab oder Zimmerpflanzen wie Philodendron oder Calla. Die Fallen-Theorie wurde für die Titanenwurz allerdings „noch nie wirklich bewiesen“. Dazu muss gezeigt werden, dass sich auf der Innenseite der kesselartigen Struktur Rutschflächen befinden.
„Weiblicher“ und „männlicher“ Tag
Der erste Tag der Blüte könne als „weiblicher Tag“ bezeichnet werden, an dem sich die Pflanze bemüht, besonders zu stinken und damit Käfer anzulocken, die hoffentlich männliche Pollen von Artgenossen tragen. Am Montag folgt der „männliche Tag“, an dem die Pollen der aktuell blühenden Titanenwurz einen Träger suchen. Daher müssen die Aaskäfer gefangen bleiben. Die Pollen werden die Wiener Forscher dann sammeln und ebenso analysieren.
Nach dem Ende der Wiener Blüte, die zu Ehren des Wiener Botanikers und Erforschers der Aronstabgewächse Heinrich Wilhelm Schott (1794-1865) auf den Namen „Willi“ getauft wurde, ist erst wieder in rund drei Jahren mit einem solchen Ereignis zu rechnen
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.