Lange hat‘s gedauert, aber der „König von Paris“ ist wieder einmal weiter: Rafael Nadal hat um 1.16 Uhr Mittwoch früh den großen Viertelfinal-Schlager gegen Novak Djokovic gewonnen! Der 13-fache French-Open-Sieger besiegte den Weltranglisten-Ersten nach 4:12 Stunden mit 6:2, 4:6, 6:2, 7:6(4) und hat damit in Paris die Chance, nach dem 21. Major-Triumph in Melbourne im vergangenen Jänner den 22. Titel folgen zu lassen ...
„Bonsoir“, sagte Nadal in einer wahren Night Session rund 20 Minuten nach 1 Uhr früh auf dem Center Court zum Publikum. „Es ist sehr emotional, für mich ist es unglaublich, hier zu spielen. Alle wissen, wie wichtig mir dieses Turnier ist“, sagte Nadal, der in Roland Garros unglaubliche 13 seiner schon 21 Major-Titel gewonnen hat. Nun fehlen ihm „nur“ noch zwei Siege, um hier neuerlich den „Coupe des Mousquetaires“ gen Himmel zu strecken. Doch daran dachte Nadal um diese Zeit sicher nicht. „Es war ein sehr hartes Match, Novak ist zweifellos einer der besten Spieler der Geschichte. Es gibt nur einen Weg, ihn zu schlagen: bis zum letzten Ball das Beste zu zeigen.“
Von Platz-Interviewerin Marion Bartoli auf die besondere Magie, die Nadal mit Paris und diesem Court verbindet, angesprochen, bestätigte der Mallorquiner dies einmal mehr. „Ohne Zweifel gibt es keinen anderen Platz wie diesen für mich. Die Liebe der Leute hier in Paris zu fühlen, bedeutet mir alles.“ Natürlich weiß niemand außer ihm selbst, welche Schmerzen der schon seit 2005 unter dem Müller-Weiss-Syndrom (Deformation des Mittelfußknochens im linken Fuß) leidende Spanier an diesem Abend verspürte. Darüber spricht Nadal nur, wenn er muss.
Und doch hatte er zuletzt vor dem Kracher gegen den „Djoker“ vehement dafür gekämpft, lieber am Tag als in der Nacht zu spielen, in seinem „möglicherweise letzten Match in Roland Garros“ überhaupt. Interviewerin Bartoli beschwor Nadal nahezu, er möge unabhängig vom weiteren Turnierverlauf „noch viele, viele mehr Matches“ in Roland Garros bestreiten. „Ich sehe euch in zwei Tagen, das ist alles, was ich jetzt sagen kann“, meinte Nadal dazu. Da trifft der Weltranglisten-Fünfte dann zum zehnten Mal auf Alexander Zverev und hofft auf den siebenten Sieg.
Noch wird er aber den Schlager gegen Djokovic Revue passieren lassen. 6:2, 4:6, 6:2, 7:6(4) hieß es nach 4:12 Stunden. Als er die Spieldauer hörte, drehte sich Nadal fast ungläubig um und schaute noch einmal auf die Match-Uhr. Die Partie hatte sofort mit ungeheurer Intensität und einem Marathon-Game begonnen: Nach zehn Minuten und dem Verwerten der dritten Chance schaffte Nadal ein Auftakt-Break - doch während die ersten Games enorm lange dauerten, ging es dann schnell. Ein weiteres Break zum 4:1 und nach 49 Minuten hatte Nadal mit 6:2 erstaunlich glatt Satz 1 in der Tasche.
Zunächst ging es in dieser Tonart weiter: Wieder ein 12-Minuten-Game zum Auftakt. Diesmal brauchte Nadal sieben Breakbälle, ehe er Djokovic neuerlich den Aufschlag abnahm. Als er mit einem flotten zweiten Break eine 6:2-3:0-Führung hergestellt hatte, waren viele Nadal-Fans schon frohen Mutes. Doch Djokovic pirschte sich auf 2:3 heran und dann dauerte das sechste Game allein rund 20 Minuten: Nadal vergab mehrere Chancen auf das 4:2 und nun nutzte der „Djoker“ den fünften Breakball zum 3:3-Gleichstand. Bei 5:4 verwertete Djokovic dann den zweiten Break- und Satzball zum 6:4 nach 2:16 Stunden.
Auch den dritten Durchgang eröffnete Djokovic und zum dritten Mal holte Nadal das Service des 35-jährigen Serben. Der Mallorquiner steigerte sich wieder, Djokovic wurde etwas fehlerhafter und so gelang Nadal das zweite Break zum 4:1. Diesen Vorteil ließ er sich nicht nehmen. Nach 2:59 Stunden stellte er auf 6:2 bzw. die 2:1-Satzführung her. Im vierten Satz schien ein schnelles Break zum 2:0 Djokovic auf Kurs Richtung Satz 5 zu bringen und bei 5:3 hatte der Weltranglisten-Erste dann auch zwei Satzbälle, doch Nadal schaffte zum 4:5 das Rebreak und dann das 5:5.
Und es wurde tatsächlich nichts mehr aus dem erst vierten Fünf-Satz-Duell der beiden aktiven Tennis-Legenden in der 59. Auflage dieses Klassikers. Das Match wurde im Tiebreak entschieden, Nadal war in diesem überlegen mit 6:1 in Front, nutzte aber erst den vierten Matchball. Einmal mehr hatte sich eine eigenartige Spezial-Statistik zwischen Nadal und Djokovic gezeigt: Denn in nunmehr 59 Matches gewann 51 Mal jener Spieler die Partie, der den ersten Satz für sich entscheiden konnte - das inkludiert 16 der vergangenen 17 Matches.
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