Schritt zur Spaltung?
Putins höchster Geistlicher auf EU-Sanktionsliste
Der Patriarch Kyrill I. mauserte sich nicht nur zu einer der umstrittensten Figuren im russischen Krieg gegen die Ukraine, aufgrund seiner Äußerungen - er bezeichnete Putins Krieg als „heilig“ - setzt ihn nun auch die EU auf ihre Sanktionsliste. Ganz generell bedeutet das sechste Paket an Gegenmaßnahmen weitere massive Einschnitte zwischen der Europäischen Union und Russland.
Jetzt hat Brüssel auch den Moskauer Patriarchen Kyrill I. auf die Sanktionsliste der EU gesetzt. Das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche darf damit nicht mehr in die Europäische Union einreisen, persönliche Vermögenswerte des Patriarchen in der EU werden eingefroren – so es solche geben sollte.
Putin ein „Wunder Gottes“
Hintergrund ist die Tatsache, dass Kyrill und mit ihm die russische Orthodoxie unverbrüchlich hinter Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine stehen. Der Patriarch feiert Putin als „Wunder Gottes“ und bezeichnet die Invasion als „heilig“. Russland, sagt er, habe noch nie irgendjemanden überfallen.
In ihrem am Montag beschlossenen, sechsten Sanktionspaket richtet die EU ihre Strafmaßnahmen aber nicht nur gegen Einzelpersonen, auch eine wirtschaftliche Entscheidung wird wohl weitreichende Konsequenzen nach sich ziehen. So haben sich die Staats- und Regierungschefs auf das seit Wochen umstrittene Öl-Embargos gegen Russland verständigt.
„Finanzquelle für Kriegsmaschinerie“ versiegt
Es würden „sofort“ zwei Drittel aller Ölimporte gekappt, erklärte der EU-Ratschef Charles Michel nach dem Beschluss. Ausgenommen davon ist nur das sogenannte Pipeline-Öl - mit diesem Kompromiss ist man konkret Binnenstaaten wie Ungarn entgegengekommen. Bis Jahresende könne man so die Öllieferungen aus Russland um rund 90 Prozent reduzieren, betonte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.
Mit dem Embargobeschluss verliere Russland eine „riesige Finanzquelle für seine Kriegsmaschinerie“, betonte Michel. Tatsächlich geben die EU-Staaten nach Expertenberechnungen jeden Tag Hunderte Millionen Euro für russisches Öl aus. Man übe „maximalen Druck“ auf das Land aus, „den Krieg zu beenden“.
„Krone“-Kommentar von Christian Hauenstein
In Brüssel gibt es durchaus Stimmen, die es für unklug halten, Patriarch Kirill auf die Sanktionsliste zu setzen. Für viele gläubige Russen sei damit einmal mehr „bewiesen“, dass die Sanktionen sich nicht gegen das Putin-Regime, sondern gegen Russland als Ganzes richten.
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