Missbrauchsverdacht in einem Penzinger Kindergarten. Der Wiener Vize-Bürgermeister Christoph Wiederkehr (Neos) spricht über Opferhilfe, Fehler der Behörden und mehr Kinderschutz im „Krone“-Interview.
Ein Pädagoge eines städtischen Kindergartens im 14. Bezirk soll, wie berichtet, mehrere Kinder sexuell missbraucht haben. Der Staatsanwalt ermittelt in vier Fällen. Eltern wurden erst mehr als ein Jahr später vom Verdacht informiert, der Verdächtige abgezogen und intern versetzt.
Beim Penzinger Rechtsanwalt Johannes Bügler haben sich bereits acht Familien gemeldet, deren kleine Lieblinge möglicherweise ebenfalls zum Opfer des Mannes geworden sind. Am Dienstag tagte ein Sonderausschuss im Rathaus. Wir haben mit Bildungsstadtrat und Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (Neos) gesprochen.
Herr Vizebürgermeister, wie viele Verdachtsfälle sind Ihnen bekannt?
Neben dem ursprünglichen Fall hat uns die Staatsanwaltschaft einen weiteren gemeldet. Also zwei.
Haben die Gutachter schon Ergebnisse geliefert?
Die Verfahren sind noch nicht abgeschlossen. Generell dauert mir das zu lange. Das sollte rascher gehen.
Sie selbst wurden ja von Ihrer Behörde, der MA 10, ein Jahr lang im Dunkeln gelassen.
Ich bin unzufrieden, dass ich so spät informiert wurde. Danach habe ich alles in Bewegung gesetzt. Die Kindergartenleitung wurde ausgetauscht. Eltern und Kinder, die das wollen, erhalten Betreuung und Hilfe.
Vertrauen Sie der MA-10-Chefin Daniela Cochlar noch? Die FPÖ fordert ihre Ablöse.
Die MA-10-Leitung hat jetzt für Stabilität zu sorgen und das Vertrauen zu den Eltern wiederherzustellen. Die Kommunikation ist nicht optimal gelaufen. Und die FPÖ fordert vieles. Ich warte die Ergebnisse der von mir eingesetzten Kommission ab. Diese sollten in einem Monat vorliegen.
Apropos Kommission. Kritiker bemängeln, dass dort nur Leute mit Naheverhältnis der Stadt Wien sitzen.
Die Kinder- und Jugendanwaltschaft sowie der Verein Möwe arbeiten unabhängig, sie haben viel Erfahrung und kennen das System.
Der Verdächtige ist nur versetzt, nicht suspendiert.
Er wurde sofort von den Kindern abgezogen. Das war arbeitsrechtlich der richtige Weg. Zudem erarbeiten wir bis Herbst ein neues Kinderschutzkonzept.
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