3,6 Millionen Fahrgäste sorgten am vergangenen langen Wochenende für Chaos an den Bahnsteigen. Nun droht mit Pfingsten der nächste Kollaps - doch die ÖBB sehen sich gut gerüstet.
Würde man es auf die Einwohnerzahl Österreichs herunterbrechen, waren rund um Christi Himmelfahrt am letzten verlängerten Wochenende zwischen Mittwochnachmittag und Sonntagabend mit 3,6 Millionen Personen rund 40 Prozent aller Österreicher mit dem Zug unterwegs. Dass das zu gewaltigen Problemen im Reiseverkehr sorgt, darf also nicht verwundern. Gedränge auf den Bahnsteigen, wegen fehlender Reservierung hinausgeworfene Passagiere, völlig überfüllte Waggons: Die Palette an Unannehmlichkeiten machte auch vor zahlreichen „Krone“-Lesern nicht halt.
700 Passagiere mussten bisher aussteigen
Auch wenn die Quote mit nur elf von 1500 betroffenen Zügen für die ÖBB spricht: Auch dort ist man sich bewusst, dass jeder der 700 Passagiere, die wieder aussteigen mussten, einer zu viel ist. Dass am kommenden Pfingstwochenende ähnliche Turbulenzen drohen, damit rechnet man dennoch nicht. Die Maßnahmen: 13.000 Sitzplätze mehr wurden eingeplant und Instandhaltungsarbeiten an Garnituren wurden auf unter der Woche verlegt. Auch auf den Bahnsteigen kommt mehr Personal zum Einsatz, zusätzliche Entlastungszüge werden eingeschoben.
In jedem Verkehrsmittel gibt es Spitzenzeiten. Die Autobahnen würde man auch nicht so ausbauen, dass alle gleichzeitig fahren können.
Sabine Stock, ÖBB-Vorständin
Klimaticket, Teuerungen und Parkpickerl sorgen für Rekorde
Die Gründe für den anhaltenden Bahn-Boom sind zahlreich: Mehr als 160.000 Klimatickets wurden verkauft, aufgrund der Teuerungen steigen Berufspendler vielfach auf Züge um. Auch das flächendeckende Parkpickerl in Wien trug seinen Teil dazu bei, ebenso die Ukraine-Krise. Die Konsequenz: Im April verzeichnete man bereits 10 Prozent Steigerung beim Fahrgastaufkommen - und das im Vergleich zum absoluten Rekordjahr 2019.
Die Tendenz ist steigend: Für den Mai wird ein neuer Rekord erwartet. Auch die Nightjets für den Sommer sind jetzt schon beinahe ausverkauft. Für die Zukunft sorgt man bei den ÖBB vor. Bis 2030 möchte man 4,1 Milliarden Euro in den Ausbau der Flotte investieren. 30 Prozent mehr Fernverkehrszüge (41 Garnituren), plus 20 Prozent mehr Regionalzüge (87 Züge) stehen auf der Bestellliste.
ÖBB raten „dringend“ zu Sitzplatzreservierung
Ob das genügt, um die anhaltende Verkehrswende zu bewältigen, ist unklar. Keine Option ist übrigens, ähnlich wie in anderen EU-Ländern eine Reservierungspflicht einzuführen. Man halte, so betonen auch die Vorstände Sabine Stock und Klaus Garstenauer im „Krone“-Gespräch, immer genug Plätze für spontan Reisende frei. Fürs kommende Wochenende rät man dennoch dringend, eine Reservierung zu tätigen. Ansonsten droht auch Pfingsten wieder der Rauswurf aus der Garnitur.
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