Kolumne

Ist Übergewicht im Alter wirklich ein Vorteil?

(Bild: Tröster)

Studien zeigen „Übergewichts-Paradoxon“: Über 80-Jährige mit höherem Body-Mass-Index leben länger. Das stimmt nicht immer.

Der Body-Mass-Index (BMI) ist ein Mess- und Richtwert, mit dem das Körpergewicht im Verhältnis zur Körpergröße beurteilt wird. Ein Wert zwischen 18,5 und 25 gilt als normal, Werte über 25 als übergewichtig, ab 30 als fettleibig. In einer Studie aus China wurde der Zusammenhang zwischen dem BMI und dem Sterblichkeitsrisiko von rund 27.000 über 80-Jährigen von 1998 bis 2018 analysiert. Dabei zeigte sich, dass in dieser Altersgruppe Übergewicht und Adipositas im Vergleich zu Normalgewicht mit einer geringeren Gesamtsterblichkeit verbunden waren.

Obwohl es nicht das erste Mal ist, dass Forscher über dieses „Übergewichts-Paradoxon“ berichten, sind die Forschungsergebnisse mit Vorsicht zu interpretieren. Denn mit dem BMI kann der Ernährungszustand nur abgeschätzt werden, über den Anteil an Muskel-, Fettmasse und Flüssigkeitshaushalt können keine Rückschlüsse gezogen werden. Eine Person mit hohem Fettanteil und wenig Muskelmasse kann demnach den gleichen BMI haben wie eine Person mit viel Muskelmasse und geringem Fettanteil.

Gerade im Alter ist das Verhältnis entscheidend, denn durch eine verminderte Muskelmasse ist die Sterblichkeit erhöht. Diesbezüglich kann ein etwas höheres Körpergewicht und ein adäquater Anteil an Muskelmasse im höheren Alter durchaus ein Schutzfaktor sein, da gewisse Reserven etwa bei chronischen Erkrankungen von Vorteil sind.

Doch Übergewicht führt nicht automatisch zu einem längeren Leben. In der Studie zeigte sich, dass Personen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen und höherem BMI gegenüber Normalgewichtigen nicht im Vorteil waren. Auch Übergewichtige, die weiter zugenommen hatten, hatten ein erhöhtes Sterblichkeitsrisiko.