Zum Weltbauerntag am heutigen Mittwoch ruft der Landwirtschaftskammer-Präsident Josef Moosbrugger zur Wertschätzung von regionalen Produkten auf. Der Bauernbund-Präsident Georg Strasser nimmt auch Brüssel in die Pflicht.
„Wir sind in Österreich bei der Produktion von Getreide und Fleisch sicherlich nicht die Günstigsten. Dafür stimmt aber die Qualität“, weiß Landwirtschaftskammer-Präsident Josef Moosbrugger. Der für den Endkonsumenten einen Tipp hat: „Lieber weniger Fleisch kaufen, dafür regionale Qualität zu angemessenem Preis. Damit wäre allen geholfen.“
Die Probleme in der Landwirtschaft sind weitläufig. Und durch die Ukraine-Krise verschärft. „Weltweit unterbrochene Warenströme spüren die Bäuerinnen und Bauern direkt auf ihren Höfen“, weiß Bauernbund-Präsident Georg Strasser. „Bleibt das so, werden viele das Handtuch werfen.“
Hohe Preise stellen Bauern vor Probleme
Als Hauptproblem ortet Moosbrugger die gestiegenen Produktionskosten. Vor allem Energie und Dünger setzen den Produzenten gehörig zu. „Die Bauern müssen in Vorleistung gehen, ohne zu wissen, wie viel sie am Ende für ihre Produkte bekommen.“ Obwohl die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe hierzulande in den letzten Jahren zurückgegangen ist, steht Österreich bei den Bio-Betrieben gut da. Dazu setzt man beim Thema Größe der Betriebe nicht auf Masse – wie etwa Dänemark (siehe Grafik).
Der Weg in die Sackgasse ist ein kurzer
Geht die Preisentwicklung jedoch weiter, kann die Versorgungssicherheit in Gefahr geraten. „Das ist uns bei Energie passiert, muss aber bei Lebensmitteln um jeden Preis verhindert werden“, so Moosbrugger. „Immer nach dem Billigsten zu streben, führt in die Sackgasse. Eine regionale Lebensmittel- und Energieversorgung ist der Zukunftsfaktor.“
Beim Blick in die Zukunft ist Moosbrugger wenig optimistisch: „Leider landen viele Lebensmittel im Müll. Wir werden ein Bewusstsein entwickeln müssen, dass Lebensmittel einen gewissen Wert haben. Sonst wird es sie auf Dauer nicht mehr ausreichend geben.“ Für Strasser stellt die Herkunftskennzeichnung eine Chance dar: „Brüssel ist gefordert, den Vorstoß Österreichs zu genehmigen. Wir arbeiten an einem Entlastungspaket, um Teuerungen in der Land- und Forstwirtschaft abzufedern.“
Bauern aus den Bundesländern:
Wien
Marianne Ganger, Gemüsebäuerin: „Wer regionale Lebensmittel kauft, schont das Klima. Wir danken unseren Kunden auch dafür.“ Das gilt s auch für Wiener Wein.
Steiermark
Vinzenz Stern, prämierter Käsemeister bei Graz: „Am herausforderndsten derzeit ist sicher, dass die Kosten so extrem gestiegen sind, allein der Dünger kostet viermal so viel. Wir sehen unsere Zukunft in Autonomie und arbeiten daran.“
Kärnten
Andrea Weiß, Bergbäuerin: „Landwirte müssen offen für Neues sein, den Tunnelblick ablegen. Auch mehr Einblicke in die Arbeit geben, um wertgeschätzt zu werden. Und Bürger müssen Grenzen, wie z. B. auf der Alm, akzeptieren.“
Burgenland
Martina Schmit betreibt in Zagersdorf einen Bio-Bauernhof und sieht die Veränderung des Klimas sowie die Preise als große Herausforderung: „Sogar die Flaschen für unser Kürbiskernöl sind teurer geworden.“
Niederösterreich
„Wir haben einfach keine Planungssicherheit mehr!“, sagt Landwirtin Veronika Harm aus Kuning bei St. Pölten. Seit 1990 musste der Betrieb vervierfacht werden, um davon leben zu können: „Der Handel zahlt nur noch Hungerlöhne.“
Tirol
Carolin Grabner vom Steirerhof sieht optimis- tisch in die Zukunft der Landwirtschaft, die Teuerung macht ihr aber Sorgen: „Ich hoffe auf ein Umdenken, dass ein iPhone vielleicht weniger wichtig ist als gesundes Essen.“
Vorarlberg
Simon Vetter aus Lustenau setzt schon seit Jahren auf Selbstvermarktung - und das äußerst erfolgreich. So ist er unabhängig vom Lebensmittelhandel. Die Zukunft einer modernen Landwirtschaft sieht er u. a. in Kooperationen.
Salzburg
Conny Rohrmoser setzt im Biobauernhof Reiterhof in St. Johann im Pongau auf tiergestützte Intervention für beeinträchtigte Kinder: „Ich glaube, dass wir die soziale Landwirtschaft in Zukunft noch viel stärker brauchen werden!“
Oberösterreich
Johanna Haider, Landesbäuerin mit Bio-Hof: „Ich hoffe, dass die Betriebe die Produktion trotz steigender Kosten aufrechterhalten. Die Versorgungssicherheit für Mensch und Tier muss gewährleistet bleiben.“
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