Wenn noch einmal ein Politiker darüber lamentiert, dass das Vertrauen in sie völlig zu Unrecht so im Keller ist, dann möge ihm die Rede des SPÖ-Bezirksrats vorgespielt werden. Kritiker als „Heisln“ zu bezeichnen und dann weinen, dass man als Volksvertreter kein Ansehen mehr genießt - mehr Mimimi geht nicht. Liebe Politiker, ihr seid an der Vertrauensmisere selbst schuld!
Eines vorweg: natürlich ist der „Heisl“-Sager kein Weltuntergang und der Begriff kein Grund für einhundert Tage Regenwetter. Diese urwienerische Umschreibung für einen ungeliebten Mitmenschen war auf dem Wiener Landesparteitag der SPÖ sogar ein richtiger Schenkelklopfer! Aber das Folgende sei dennoch einem jedem Politiker ins Stammbuch geschrieben …
Politiker sind auch nur Menschen
Uns ist allen klar, dass Politiker auch nur Menschen wie du und ich sind. Mit Fehlern, Ecken und Kanten, auch eine flapsige Bemerkung sei einmal verziehen, denn immerhin ist keiner perfekt. Dennoch muss auch klar gesagt werden, dass es einem Repräsentanten von uns Bürgern nicht zu Gesicht steht, einen Konkurrenten zu beschimpfen. Es gibt doch auch andere Wege, um zu sagen: Ich denke anders!
Das bringt nur Rote zum Lachen …
Insofern ist auch die Bemerkung des roten Bezirksrates Ernst Nevrivy, dass all jene, die sich gegen das Bauvorhaben des Lobautunnels stemmen, „Heisln“ sind, eine plumpe Entgleisung. Die Schnoddrigkeit mag zwar den einen oder anderen Roten zum Schmunzeln bringen, ist aber in Wirklichkeit nur den Überbringer selbst bezeichnend. Wer es nötig hat, Kritiker zu beleidigen, hat wahrscheinlich selbst eine dünne Haut. Anders ist die Entgleisung nicht zu erklären.
Von Heisln und Gsindl
Vor allem ist es absurd, dass sich ausgerechnet die SPÖ so über den „Heisl“-Sager amüsiert. War das nicht jene Partei, die sich noch über die ebenso wenig schmeichelhafte Bezeichnung „rotes Gesindl“ in einer der tausenden türkisen SMS so vortrefflich empört hat? Da wird doch nicht jemand mit zweierlei Maß messen …
Wir wollen Politiker und keine Bierzelt-Amateure!
Egal, ob Heisl oder Gsindl: Für einen jeden Außenstehenden ist das mal wieder ein Beweis dafür, wie es in der Politik so zugeht. Kein Wunder, dass das Vertrauen in unsere Verantwortungsträger so im Keller ist. Denn: das Amt des Politikers ist ein Würdenamt. Wir bräuchten auch Verteter, die dieser Anforderung gerecht werden. Und keine Bierzelt-Animateure, die für einen billigen Lacher etwas von der Rednerbühne rülpsen.
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