Die sieben größten europäischen Airline-Gruppen ergreifen bei weitem nicht genügend Maßnahmen, um ihre CO2-Emissionen zu senken. Die europäischen Fluggesellschaften müssen bis 2040 jährlich mindestens zwei Prozent ihrer Flüge reduzieren, um im Einklang mit dem Pariser 1,5°C-Klimaziel zu sein. Im Jahr 2019 waren die sieben größten europäischen Fluggesellschaften allein für 170 Millionen Tonnen Treibhausgasemissionen verantwortlich - das ist mehr, als die gesamten jährlichen Emissionen von Österreich, Ungarn und der Slowakei zusammen. Nirgends im europäischen Verkehrssektor wachsen die CO2-Emissionen zudem so schnell wie im Luftverkehr.
Ein neuer Greenpeace-Bericht zeigt: Die untersuchten Fluggesellschaften haben weder jährliche Reduktionsziele für ihre Treibhausgasemissionen festgelegt, noch sich zu einer Reduzierung von Flügen oder einer vollständigen Dekarbonisierung bis 2040 verpflichtet. Stattdessen setzen fast alle untersuchten Konzerne auf alternative Flugkraftstoffe (SAF), um Emissionen zu senken. Keiner schließt aus, dass dabei schädliche Agrotreibstoffe verwendet werden, die mit Umweltzerstörung, Abholzung, Menschenrechtsverletzungen und Nahrungsmittelknappheit in Verbindung stehen.
„Die Flugindustrie versteckt sich mit ihren schwindelerregenden Treibhausgasemissionen und ihrer Untätigkeit beim Klimaschutz hinter leeren Versprechen und einem Vorhang von Greenwashing. Dazu kommen unbrauchbare Konzepte wie die Nutzung von Agro-Treibstoffen in der Luftfahrt. Das ist ein klares ‘Nicht Genügend’ für die Flugindustrie“, so Greenpeace-Sprecher Herwig Schuster.
Sieben Airlines für 170 Millionen Tonnen Emissionen verantwortlich
Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass die Austrian Airlines-Muttergesellschaft Lufthansa, Air France-KLM, IAG (einschließlich British Airways und Iberia), Ryanair, easyJet, SAS und TAP Air Portugal hauptsächlich auf falsche und wirkungslose Maßnahmen setzen, um ihre Emissionen zu senken. Dazu gehören die vorgebliche Klimaneutralität, das wirkungslose Greenwashing mit CO2-Kompensation und kontraproduktive Ansätze wie alternative Biokraftstoffe (SAF) im Flugzeugtank. Im Jahr 2019 waren die sieben größten europäischen Fluggesellschaften allein für 170 Millionen Tonnen Treibhausgasemissionen verantwortlich - das ist mehr, als die gesamten jährlichen Emissionen von Österreich, Ungarn und der Slowakei zusammen.
Die Austrian Airlines-Mutter Lufthansa möchte bis 2030 ihre Gesamtemissionen lediglich rechnerisch halbieren und bis 2050 die CO2-Neutralität mittels Kompensationsmaßnahmen erreicht haben. Die TAP - Air Portugal hat überhaupt keine Klimaziele bekannt gegeben.
Der Nutzen alternativer Treibstoffe wird von den Airlines massiv überbetont, mit dem Ziel, nachhaltig zu erscheinen. SAF-Treibstoffe haben jedoch im Jahr 2019 nur 0,1 Prozent oder weniger des gesamten jährlichen Kerosinverbrauchs aller untersuchten Fluggesellschaften ausgemacht. Die Lufthansa-Gruppe ist die einzige Airline, die in die Entwicklung von E-Treibstoffen auf Basis erneuerbarer Energien investiert. In Anbetracht der extrem geringen Produktionskapazitäten im Vergleich zum Verbrauch und der extrem hohen Kosten wird diese Lösung aber den Bedarf der Airlines niemals ohne Reduktion der Flüge decken können.
Nirgends im europäischen Verkehrssektor wachsen die Treibhausgasemissionen so schnell wie im Luftverkehr. Airlines sind nach den geltenden EU-Vorschriften aber dennoch nicht verpflichtet, ihren Flugverkehr zu dekarbonisieren oder zu reduzieren. Der Sektor profitiert sogar zusätzlich von kostenlosen CO2-Zertifikaten. Zusätzlich erhalten die Konzerne großzügige Steuerbefreiungen für Flugtreibstoff.
2020 haben die sieben untersuchten Airlines schließlich auch noch 30 Milliarden Euro an öffentlichen COVID-Fördermitteln erhalten. Anstatt diese Steuergeschenke und Subventionen jedoch in echte Klimaschutzmaßnahmen zu investieren, bleiben alle Bemühungen für umweltfreundliches Verhalten im Sektor aus.
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