Eigentlich sollte man meinen, dass sich Mitarbeiter des ORF der journalistischen Sorgfalt verpflichtet fühlen sollten. Ein Social-Media-Beitrag des ORF-Online-Geschäftsführers Karl Pachner ließ jedoch nicht darauf schließen. In einem geschmacklosen Posting äußerte Pachner seinen Wunsch, der ungarische Regierungschef Viktor Orban „möge bald abtreten“. In diesem Zusammenhang bezeichnete der ORF-Manager von einem Herzinfarkt als „faire Sache“. Nun hat sich Pachner für seine „emotionale, bedauerliche und unbedachte Formulierung“ entschuldigt.
Er habe spätabends eine „unbedachte und missverständliche Formulierung“ gewählt. Dafür wolle er sich „in aller Form entschuldigen“. „Natürlich ,wünsche‘ ich mir nicht den Tod Orbans, wie aus meinem sarkastischen Text heute von manchen Facebook-Nutzern herausgelesen wurde. Tatsächlich wünsche ich niemandes Tod, weshalb es mich auch so sehr berührt, was sich derzeit in der Ukraine ereignet und was mich zu einer emotionalen, bedauerlichen und unbedachten Formulierung hingerissen hat“, stellte Pachner klar.
„Ein Herzinfarkt wäre bei seiner Körperfülle und seinem Erregungspotenzial schon eine faire Sache“, hatte der Geschäftsführer zuvor in seinem mittlerweile gelöschten Beitrag auf Facebook klargestellt, was er von Orban hält. Weiters hieß es, dass Europa „glücklicher“, „friedlicher und die Welt viel besser“ wäre, wenn Putin, Erdogan und Orban „nicht mehr da wären“.
Pachner über Orban: „Er will uns erpressen“
Grund des Anstoßes war die via orf.at verbreitete Meldung, dass Ungarn offenbar aufgrund der EU-Sanktionen gegen den russischen Patriarchen Kyrill I. das erst am Montag beschlossene Öl-Embargo gegen den Kreml boykottieren wolle - ein Vorhaben, das Ungarn am Donnerstag dementierte. Es sei „unglaublich, dass sich der selbsternannte magyarische (Anm.: ungarische) Oberkatholik für diese russisch-imperialistische Figur einsetzt“.
„Er will uns nur erpressen, wegen der ungarischen Korruptionsverfahren mit seien Spezis und wegen der Verurteilung der Zerstörung von Pressefreiheit und Rechtsstaat“, polterte Pachner weiter. Er erwarte sich von Ländern, „deren Budget wir mitfinanzieren, ein grundsätzliches Entgegenkommen, nicht nur Handaufhalten“, so der Geschäftsführer von ORF-Online und Teletext.
Strengere Regeln im ORF-Gesetz?
Mit seiner ausschweifenden Meinungsäußerung trat Pachner dabei die altbekannte Debatte los, ob und wie Mitarbeiter des Österreichischen Rundfunks ihre persönliche Meinung in den sozialen Netzwerken verbreiten dürfen. Eine Diskussion, die auch der ORF-„ZiB 2“-Moderator Armin Wolf führen musste.
ORF-Leitung distanziert sich von Posting
Erst unter der türkis-blauen Bundesregierung hatte der FPÖ-Stiftungsratsvorsitzender Norbert Steger schärfere Regeln für kritische Äußerungen von ORF-Mitarbeitern gefordert. Aus der Generaldirektion heißt es gegenüber krone.at, dass es sich „um eine private Meinungsäußerung eines Mitarbeiters auf dessen persönlicher Facebookseite, die natürlich in keinem Zusammenhang mit der redaktionellen Berichterstattung der unabhängigen und weisungsfreien Redakteurinnen und Redakteure des ORF steht“. „Der ORF distanziert sich von diesem Posting, das mittlerweile gelöscht wurde“, wird in einer Stellungnahme mitgeteilt.
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