Deutsche Autokonzerne mögen dem Elektroautobauer Tesla bei Software oder Batterietechnik nacheifern - beim Personalmanagement sehen sie den US-Konkurrenten nicht als Vorbild. Nachdem Tesla-Chef Elon Musk seinen Mitarbeitern per E-Mail untersagt hatte, künftig weiter aus dem Homeoffice zu arbeiten, erklärten BMW, Mercedes-Benz und Volkswagen unisono, dass auch nach dem coronabedingten Wechsel ins Homeoffice mobiles Arbeiten und Büropräsenz flexibel kombiniert würden. Mitarbeiter und Führungskräfte müssten sich darüber abstimmen.
Nach den vergangenen beiden Jahren, in denen zum Gesundheitsschutz viele Bürobeschäftigten von zu Hause arbeiteten, müsse jetzt eine Balance des mobilen Arbeitens und der Präsenzarbeit gefunden werden, erklärte VW. Das sei nach der neuen, kürzlich in Kraft getretenen Betriebsvereinbarung Aufgabe der jeweiligen Teams. „Wir haben eine grundsätzlich andere Auffassung von der Gestaltung eines attraktiven Arbeitsumfelds“, erklärte VW-Personalvorstand Gunnar Kilian mit Blick auf Musks Anordnung. Volkswagen setze auf Selbstverantwortung der Mitarbeiter.
„Das hybride Arbeiten ist das Arbeitsmodell der Zukunft bei Mercedes-Benz“, erklärte der Autobauer aus Stuttgart. Den Beschäftigten solle viel Spielraum und Selbstbestimmung ermöglicht werden, um Berufs- und Privatleben noch besser verbinden zu können. Mobiles Arbeiten werde schon seit 2009 praktiziert. Mehr als die Hälfte der Teilnehmer einer Umfrage unter Bürobeschäftigten hätten angegeben, künftig mehrere Tage pro Woche mobil arbeiten zu wollen.
Die BMW Group hat mobiles Arbeiten erstmals 2013 geregelt. Präsenz- und Mobilarbeit müssten intelligent kombiniert werden. Dafür gebe es keine Einheitsregel, das sei von der jeweiligen Aufgabe der Mitarbeiter abhängig, erklärte BMW. Persönliches Zusammentreffen betrachtet das Unternehmen mit Sitz in München als wichtig für kreative, innovative Prozesse. „Die Arbeit vor Ort bleibt daher ein wesentlicher Erfolgsfaktor.“
„Wann haben die zuletzt ein großartiges neues Produkt geliefert?“
Angesichts wieder steigender Corona-Infektionen in Kalifornien weigern sich einige Mitarbeiter von Tech-Firmen, in die Büros zurückzukehren. Musk hatte im Mai 2020 gegen die geltenden Coronarestriktionen sein Werk im kalifornischen Fremont wieder eröffnet. Von Mai bis Dezember 2020 wurden 440 Infektionen bei Tesla-Mitarbeitern gemeldet, wie aus Daten der Behörden hervorgeht, bei Musks Weltraum-Firma SpaceX waren es im vergangenen Jahr 132 Coronafälle.
Tech-Firmen gehen unterschiedlich mit der Rückkehr in die Büros um: Die Google-Mutter Alphabet zum Beispiel setzt auf persönliche Treffen von Mitarbeitern. Twitter-Chef Parag Agrawal schrieb dagegen im März, dass die Büros zwar wieder zugänglich seien, aber die Mitarbeiter die Wahlfreiheit hätten: „Wo auch immer man sich am produktivsten und kreativsten fühlt, das ist der Ort, wo man arbeiten wird, und das schließt auch dauerhaftes Homeoffice ein.“
Der Tesla-Chef schwor in der E-Mail auf die Notwendigkeit von Präsenz. Er ist bekannt dafür, bei Produktionsproblemen unablässig vor Ort in der Fabrik zu sein. Das habe er getan, damit die Bandarbeiter ihn an ihrer Seite arbeiten sehen. „Wenn ich das nicht gemacht hätte, wäre Tesla schon lange pleite gegangen“, schrieb er. Es möge Firmen geben, die keine Präsenz verlangten. „Aber wann haben die zuletzt ein großartiges neues Produkt geliefert? Das ist eine Weile her“.
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