Der Mitarbeitermangel trifft die Kärntner Wirte, Hoteliers und Gastronomen am stärksten. Ein neues Schulungsprojekt bildet in sechs Wochen Interessierte zu Service- und Küchenkräften aus.
Nicole Filippinetti hat es von Südafrika über England nach Kärnten verschlagen. Alle ihre beruflichen Qualifizierungen werden hier nicht anerkannt - binnen sechs Wochen hat sie deshalb in einem Gastro-Crashkurs umgesattelt und mit der neu erworbenen Fähigkeit als Service- und Küchenkraft bereits einen Job am Faaker See in der Tasche. „Für mich war das Angebot sehr gut“, sagt sie. „Ich wurde bestens eingeschult und freue mich auf die neue Herausforderung!“
Und das steht im neuen Crashkurs unter anderem auf dem Stundenplan:
Gastro & Tourismus attraktiver machen
Ihr Karriereschritt soll, wenn es nach der Wirtschaftskammer geht, eine Arbeit in Gastronomie und Tourismus wieder attraktiver machen. „Wir sind eine Dienstleistungsbranche, verlangen viel, geben aber auch viel zurück“, ist Josef Petschnig, Hotelier am Klopeiner See und Spartenobmann, überzeugt.
„Die Mär, dass wir so schlecht bezahlen, ist auch schon längst vorbei!“
Josef Petschnig, Hotelier und Spartenobmann
Erst vor kurzem sorgte das Angebot einer Pizzeria aus dem Rosental, einem Barkeeper 3200 Euro netto zu bieten, für gewaltiges Aufsehen. „Ich könnte das nicht zahlen. Das ist der verzweifelte Versuch, überhaupt Mitarbeiter zu bekommen!“, meint Petritsch.
Mehr als 2000 offene Stellen
Derzeit sind im Gastrobereich 2401 offene Stellen gemeldet. „Demgegenüber stehen 1860 Arbeitssuchende, von denen 700 schon eine Einstellungszusage haben“, berichtet Peter Wedenig, Chef des Arbeitsmarktservice. „Wir erleben eine Hochkonjunktur mit einem absoluten Allzeithoch in Kärnten: 224.000 Beschäftigte, 10.600 offene Stellen, eine Arbeitslosenquote von nur noch 5,6 Prozent.“
haben in Kärnten einen Job. Das ist ein Allzeithoch. Die Arbeitslosenquote liegt bei 5,6 Prozent.
Vorurteile, die Statistik sei frisiert und viele Arbeitslose wären bloß in Schulungen versteckt, werden durch weitere Zahlen ausgeräumt: Insgesamt sind derzeit 2704 Kärntner in AMS-Bildungsmaßnahmen - 16 von ihnen in dem neuen Gastro-Crashkurs, der spätestens im Herbst erneut angeboten werden soll.
Überalterung & Work-Life-Balance
Unterm Strich sollten sich Arbeitgeber und -nehmer also finden. Tun sie aber nicht. Die Schere klafft immer weiter auf, befürchtet auch Wirtschaftskammerboss Jürgen Mandl: „Zum einen ist da die demografische Entwicklung; wir überaltern. Und wer in Pension geht und noch arbeiten kann und will, wird so hoch besteuert, dass es sich für ihn kaum rechnet. Und zum anderen haben wir Arbeitnehmer, denen Work-Life-Balance und freie Wochenenden wichtiger sind als alles andere. Irgendwann wird sich unsere Volkswirtschaft so nicht mehr ausgehen.“
Zumal die fehlenden Fachkräfte auch nicht durch Zustrom aus dem Ausland ersetzt werden können. Der setzt heuer nämlich aus. Mandl: „Kroatien sucht selbst 100.000 Mitarbeiter im Tourismus.“ Und das Kontingent für Personal aus Drittstaaten ist mit 139 für Kärnten minimal (siehe Interview unten).
Bleibt Hoteliers und Wirten nur, Mitarbeitern ein attraktives Arbeitsumfeld zu bieten. Petritsch hofft da auch auf Mithilfe der Gäste: „Ein Bitte, ein Danke, mehr Respekt: Kellner, Abwäscher, Stubenmädchen und Hausmeister sind nicht Untergebene, sondern machen einen super Job.“
Hotelier klagt: „Situation für uns ist richtig gemein!“
„Krone“: Grüß Gott, Martin Waldner, Sie betreiben das Hotel Gartnerkofel auf dem Nassfeld. Wie schaut es bei Ihnen heuer mit Mitarbeitern aus?
Hotelier Martin Waldner: Die Lage ist für uns nicht lustig, eigentlich richtig gemein. Denn wenn man gute Mitarbeiter hat, gibt es Vorschriften, die verbieten, dass man sie wieder einstellt.
Was meinen Sie?
Ich habe sechs langjährige und gute Schlüsselarbeitskräfte aus dem Nicht-EU-Ausland. Das Kontingent für den Bezirk erlaubt mir nur drei von ihnen.
Für ganz Kärnten sind nur 139 vorgesehen.
Ein Witz, oder? Wir brauchen dringend Mitarbeiter, aber keiner fühlt sich zuständig, an diesen Vorschriften etwas zu ändern. Deutschland etwa hat die Quote für Personal aus Drittstaaten abgeschafft und macht auf. Das würde ich mir von unserer Politik endlich auch wünschen, dass man nicht nur redet und jammert, sondern auch etwas tut, um die Situation zu verbessern!
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