Das Thema Lootboxen in Computer- und Videospielen beschäftigt Verbraucherschützer bereits seit Längerem. Sie werfen Herstellern wie Electronic Arts vor, mit den virtuellen Schatzkisten Glücksspiel zu betreiben. Unter Federführung des Norwegian Consumer Council (NCC) fordern 20 Verbraucherschutzverbände aus Europa, darunter auch der österreichische Verein für Konsumenteninformation, daher nun eine strengere Regulierung.
Lootboxen gibt es in vielen Spielen - mal in Form einer virtuellen Schatzkiste, ein anderes Mal als Karten-Set. In ihrer Funktion gleichen sie sich jedoch: Gegen Bares, ob direkt oder indirekt über sogenannte Ingame-Währungen, können sich Spieler neue Ausrüstungsgegenstände, Outfits oder Vorteile auf Zeit beschaffen.
Das Problem aus Sicht der Verbraucherschützer: Welche Extras sich in den Schatztruhen befinden, erfährt man erst nach dem Kauf. Das wecke Begehrlichkeiten und fördere Glücksspielsucht, kritisieren die Verbände in ihrem Report „How the gaming industry exploits consumers using loot boxes“ - auf Deutsch: Wie die Spieleindustrie Konsumenten mit Lootboxen ausbeutet.
„Räuberisch, manipulativ und zunehmend aggressiv“
Besonders gefährdet sehen die Verbände durch diese Praxis Kinder und Jugendliche, zumal die Hersteller „räuberisch, manipulativ und zunehmend aggressiv“ vorgingen. Namentlich genannt und hervorgehoben werden im Report Electronic Arts mit seinem Fußballspiel „FIFA“ und das Rollenspiel „RAID: Shadow Legends“. So würden Spieler im „FIFA“-Modus „FIFA Ultimate Team“ systematisch angestachelt, sich durch den Kauf neuer Spielerkarten eine bessere Mannschaft zusammenzustellen.
„Auch wenn EA behauptet hat, dass alle Karten im Spiel ohne Zahlung von FIFA-Punkten erhältlich sind, sprechen die tatsächlichen Zahlen eine andere Sprache. Zur Veranschaulichung: Ein Spieler verdient etwa 500 bis 800 Münzen für jedes gespielte Spiel, das zwischen 12 und 15 Minuten dauert. Ein ‘Jumbo Rare Gold Player Pack‘ kostet 100.000 Münzen. Ein Spieler müsste also etwa 150 Spiele spielen, um sich ein einziges ‘Jumbo Rare Gold Player Pack‘ zu leisten, was mehr als 2000 Minuten oder 35 Stunden dauern würde“, heißt es in dem Report.
Hersteller sollen Algorithmen offenlegen
Minderjährige sollten daher nach Auffassung der Verbraucherschützer künftig keine Games mit Lootboxen mehr spielen dürfen. Außerdem sollte beim Kauf der Beutekisten neben der jeweiligen Ingame-Währung auch immer ein konkreter Euro-Preis ersichtlich sein. Die Verbände fordern zudem eine Offenlegung der Algorithmen, die darüber bestimmen, ob sich in den virtuellen Truhen ein echter Schatz oder lediglich eine Niete verbirgt.
Wie es auch gehen kann, beweisen bereits die Niederlande und Belgien, wo Lootboxen aufgrund ihrer Ähnlichkeit zu Glücksspielen per Gesetz verboten sind. Gamer müssen daher dort auf das jüngst veröffentlichte „Diablo Immortal“ von Blizzard verzichten.
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