Vor wenigen Wochen gratulierte Privatier Sebastian Kurz seinem Parteifreund, dem steirischen Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, zum 70. Geburtstag. Da war der genau halb so alte Ex-Bundeskanzler schon Privatier, der - wie er gerne betont - schon in jungen Jahren mit der Politik abgeschlossen hat. Jetzt folgt ihm der doppelt steirische Parteichef, ein ewiger Kurz-Skeptiker, ins politische Ausgedinge.
Man blättere in den zum runden Schützenhöfer-Geburtstag herausgegebenen Jubel-Buch. Da finden sich auf 270 Seiten Dutzende Fotos des zu Ehrenden, mit viel Partei-Prominenz. Von Sebastian Kurz finde ich gerade einmal ein einziges Foto - vom Tag der Landtagswahlen im November 2019. In der Bildlegende heißt es wörtlich: „Auch Bundeskanzler Sebastian Kurz war angereist, um Hermann Schützenhöfer zu seinem triumphalen Sieg zu gratulieren.“ Abgesehen davon, dass zu dieser Zeit Kurz gerade wieder einmal NICHT Bundeskanzler war, sondern Brigitte Bierlein am Ballhausplatz saß: Man sieht, wie groß die Distanz zum einstigen „Wunderwuzzi“ seiner Partei war und ist. Aber doch: Schützenhöfer gibt auch offen zu, dass die damalige positive Kurz-Stimmung entscheidend zum Wahlerfolg 2019 in der Steiermark beigetragen habe.
Aber sonst? Immer wieder Skepsis gegenüber dem jungen Herrn aus Wien. Oft gehört auch der Hinweis, dass man mit 70 Jahren schon einige Erfahrungen gemacht habe, die wertvoll seien.
Als sich dunkle Wolken über Kurz zusammenbrauten, war Schützenhöfer - gelinde gesagt - keiner, der den Bundesparteiobmann und Bundeskanzler unbedingt an der Spitze halten wollte.
Kurz musste gehen. Schützenhöfer hat sich - ganz offensichtlich lange und wohlüberlegt - sein Ablaufdatum selbst ausgesucht. Seinen Nachfolger auch. Ob Schützenhöfer auch so wie Kurz mit der Politik damit gänzlich abgeschlossen haben wird? Das glaubt keiner!
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