Der Kaskadenfall bei Dalaas im Klostertal ist einer der größten Wasserfälle in ganz Österreich. Eine anspruchsvolle Kletterroute führt entlang des Fallbachs in luftige Höhen.
Wer schon einmal im Zug auf der Weststrecke von Vorarlberg in Richtung Innsbruck unterwegs war, hat ihn sehr wahrscheinlich gesehen: einen der größten Wasserfälle Österreichs. In der Gemeinde Dalaas stürzt der Fallbach fast senkrecht von 1430 Metern auf 820 Meter Höhe hinab. Besonders spektakulär ist das Naturschauspiel nach der Schneeschmelze oder nach einem ausgiebigen Regenschauer. Dann ergießt sich das Wasser des Kaskadenfalls wie ein weißer Schleier über die Bergkante. Der Mittelteil der Fallbachwand, welche aus Dolomitengestein besteht, ist über 60 Grad steil.
Herausfordernde Kletterroute durch den Fels
Im Frühjahr 2018 wurde an der gewaltigen Felswand ein neuer Klettersteig errichtet. Die lange, mittelschwere Route führt rechtsseitig des Wasserfalls empor und bietet tolle Weitblicke. Der Klettersteig hat keine technischen Höchstschwierigkeiten, aber die Summe der vielen C- und C/D-Passagen sowie die Länge der Kletterroute stellen doch eine Herausforderung dar und verlangen nach ausreichend Erfahrung.
Wer nicht gern so hoch hinaus will und dennoch den Fallbach aus nächster Nähe erleben möchte, dem sei eine kurze Wanderung dorthin empfohlen. Ausgangspunkt ist die Ortschaft Dalaas. Diese hat sich aus einer schon um 1300 bestehenden Bergwerksiedlung entwickelt. Früher galt das gesamte Hinterland des Walgaus, insbesondere auch das Klostertal, als Bergabbaugebiet. Im Wappen der Gemeinde ist deshalb auch ein schwarzes Bergwerkshammerpaar abgebildet. Auf einer Vorarlberg-Karte von 1783 ist der Ort in der Schreibweise „Talas“ notiert und dem Herrschaftsgebiet Sonnenberg (von Braz bis Stuben) zugeteilt. Von 1805 bis 1814 gehörte Dalaas sogar zum Königreich Bayern, danach wieder zu Österreich.
Sonnenverwöhnte Hänge
Die heutige Wanderung startet beim Parkplatz beziehungsweise der Bushaltestelle gegenüber dem Gasthaus „Krone“. Direkt bei der Ausstiegsstelle weisen schon die ersten Schilder den Wanderer in die gewünschte Richtung. Zunächst geht es auf einem einspurigen Sträßchen mit wenig Verkehr durch die Parzelle Müß. Hier befinden sich zwischen den Wohnhäusern noch Magerwiesen mit alten Obstbaumbeständen, was eine Vielzahl von Insekten und Vögeln anlockt. Taubenkropf-Leimkraut, Knäuel-Glockenblume, Hahnenfuß, verschiedene Kleearten, wilder Thymian, Tauben-Skabiose, Margeriten, Weg-Disteln und zahlreiche andere Blume gedeihen auf den sonnenverwöhnten Hängen und bilden ein abwechslungsreiches Nahrungsangebot für Insekten.
Das lockt unter anderem verschiedene Hummelarten an, etwa die Steinhummel. Die Tiere erkennt man am samtschwarzen Körper mit rotbrauner Spitze am Hinterleib (wobei die Unterscheidung zwischen Grashummel, Steinhummel und Bergwaldhummel nicht immer einfach ist). Die Steinhummel gehört zur Insekten-Ordnung der Hautflügler (auch Wespen und Ameisen zählen dazu). Die Tiere bilden ein kleines Volk aus einer Königin und bis zu 300 Arbeiterinnen und Drohnen. Ihre Nester bauen sie oft unter Steinhaufen oder Mauern, wodurch die Art ihren Namen erhalten hat.
Hummeln kommen vom Flachland bis ins Mittelgebirge auf einer Höhe von 1300 Meter vor, ihr Nutzen als Bestäuber von Wild- und Nutzpflanzen ist von unschätzbarem Wert. Die pelzigen Wildbienen können zwar stechen, aber in der Regel gelten Hummeln als ausgesprochen friedlich und lassen sich bei der Nahrungssuche gut beobachten.
Sobald die letzten Häuser der Parzelle Müß passiert sind, geht die einspurige Fahrbahn in einen Forst- beziehungsweise Wanderweg über, der über eine steinige Weide und schließlich in den Wald führt. Der Wanderer folgt der Ausschilderung zum Klettersteig Fallbachwand. Nach einigen hundert Metern wird der Untergrund merklich feuchter, auch ein kleines Rinnsal schlängelt sich neben dem Fußweg talwärts - ein Hinweis auf den großen Wasserfall.
Typ: gemütliche Wanderung (auch bei „nicht perfektem Wetter“ machbar) je nach Variante 1.5 bis 2.5 Stunden (Variante Innerbraz),
Klettersteig Fallbachwand (für Geübte, Dauer insgesamt rund 4.5 Stunden, Schwierigkeitsstufe C/D)
Ausgangspunkt: Bushaltestelle Dalaas Gasthaus Krone
Ausrüstung: Schuhe mit guter Profilsohle (Geröllfeld unterhalb des Wasserfalls), dem Wetter angepasste Kleidung, Getränk, bei Bedarf komplette Kletterausrüstung
Anforderung: Trittsicherheit (für den Weg zum Wasserfall), Klettererfahrung, Schwindelfreiheit (für den Klettersteig)
Einkehrmöglichkeiten: Gasthof Krone (Montag Ruhetag) Öffentliche Verkehrsmittel: Buslinie 90 (z.B.: ab Bludenz Bhf)
Ein erster Blick auf das imposante Wasserspiel
Bald schon erhascht man zwischen den Baumwipfeln einen ersten Blick auf das imposante Wasserspiel, das sich über die Felsklippen ergießt. Wer direkt bis zum Fallbach gelangen möchte, muss nun den Wanderpfad verlassen und der blau-weißen Markierung (alpiner Steig) folgen. Zunächst geht es kurz aber steil durch den Wald, danach wird der Bachlauf gequert, und über ein Geröllfeld (Achtung, Rutschgefahr!) gelangt man bis zum Einstieg des Klettersteigs direkt neben dem Wasserfall. Bereits von dort bietet sich ein schöner Ausblick auf das Klostertal. Zurück auf dem Wanderweg hat man die Möglichkeit, bis nach Innerbraz weiter zu laufen. Retour geht es entweder dieselbe Strecke oder aber man fährt mit dem Landbus (Linie 90) zurück nach Dalaas.
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