Von den angeblich 153 Opern, die in und um Sevilla angesiedelt sind, eröffnet die wahrscheinlich berühmteste das Pfingstfestival: Rossinis „Der Babier von Sevilla“. Kein Geringerer als Rolando Villazon, ein weiterer Salzburg-Darling neben La Bartoli, gibt damit sein Regiedebüt bei den Festspielen. Doch er inszeniert nicht einfach nur, er erweitert auch. Wie Villazon vor ein paar Wochen im Terrassentalk ankündigte, wird er Rossinis Oper nicht nur in die 1930er Jahre verlegen, sondern auch mit Filmelementen und einer Parallelhandlung rund um die von ihm erdachte Figur des Arnoldo anreichern. Für diese hat sich der Mexikaner den amtierenden Rekordhalter in der Kategorie Verwandlungskunst, Arturo Brachetti, ins Boot geholt. Inmitten dieses Spektakels wird Cecilia Bartoli zu ihren Wurzeln zurückkehren und die Rosina geben. Im Alter von 19 Jahren gelang ihr mit dieser Partie in Rom der internationale Durchbruch. 36 Jahre später wird sie die Rolle möglicherweise zum letzten Mal singen, wie die Römerin in der Programmankündigung erwähnte.
Man könnte meinen, mit ihrem Karrierestart erkläre sich der Grund der Pfingstfestspielchefin, Sevilla als Überthema des Kurzfestivals zu wählen, doch es gibt noch wesentlich mehr Bezüge. Einer davon ist Bartolis Liebe zum Flamenco, die genau genommen noch nie zu übersehen war, denkt man an ihre unzähligen Solistenkonzerte, die sie gerne tänzerisch untermalt. Tatsächlich hat Bartoli als Mädchen auch eine Ausbildung in diesem Bereich genossen, sich dann aber doch auf ihr Talent als Sängerin besonnen. Mit einem Flamenco-Abend will sie ihre Faszination für den spanischen Tanz auch auf das Festspielpublikum übertragen und hat dafür Maria Pagés, eine Ikone des Flamenco, an die Salzach gebeten, die an diesem Abend einerseits Regie führen wird, andererseits auch als Musikerin und Tänzerin die Bühne der Felsenreitschule betreten wird.
Mit diesen beiden Programmhighlights hat Bartoli ihr Pulver aber noch nicht verschossen, denn das Finale hat es – zumindest namenstechnisch – ganz schön in sich. Beim abschließenden Galakonzert am Pfingstmontag überschlagen sich die großen Namen mit Plácido Domingo, Piotr Beczala und Ildebrando D’Arcangelo geradezu. Auch Rolando Villazon wird hier noch einmal als Sänger auftreten, genauso wie die Chefin selbst. Mit Arien aus „Carmen“, „Don Giovanni“ und „Fidelio“ sind dann auch die letzten Stadtbezüge hergestellt. Sevilla hat man nach diesen vier Tagen also definitiv gesehen, ob auch ein Wunder wird sich zeigen.
Larissa Schütz
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