Entlastung verweigert!

Ungereimtheiten: Es wird eng für Ex-OMV-Boss Seele

Wirtschaft
03.06.2022 14:44

Es war ein Paukenschlag, als OMV-Aufsichtsratschef Mark Garrett Freitagnachmittag auf der Hauptversammlung verkündete, dass die Gremien des Ölkonzerns vorschlagen, ihrem Ex-Chef Rainer Seele die Entlastung zu verweigern. Die folgenden Diskussionen dauern noch an. Doch es ist klar, dass die OMV-Großaktionäre - die ÖBAG und die Mubadala Holding aus Abu Dhabi halten zusammen 56 Prozent der Aktien - dem Antrag zustimmen werden.

Es wird nach „Krone-Informationen“ auch beschlossen, eine vertiefte interne Prüfung aller Vorfälle aus der Ära Seele durchzuführen. Seit einiger Zeit ist bereits eine Anwaltskanzlei in der Causa tätig, doch inzwischen gibt es neue Erkenntnisse. Durch die Verweigerung der Entlastung behält sich das Unternehmen vor, Schadenersatzansprüche gegen den früheren Vorstandschef zu stellen. Dem Vernehmen nach hat die neue ÖBAG-Chefin Edith Hlawati darauf gedrängt, dass alles lückenlos aufgeklärt wird.

Es sind vor allem drei Punkte, bei denen es Ungereimtheiten gibt:

  • Gasverträge: Langfristige Gasverträge mit den Russen auf 10-15 Jahre waren immer Usus in der OMV. Doch 2018 verlängerte Seele, der mit den Gazprom-Managern schon über viele Jahre ein freundschaftliches Verhältnis pflegte, den Liefervertrag (6 Mrd. m³ pro Jahr) mit der „Take or pay“-Klausel gleich bis 2040, die gleiche Menge bestellte er bis 2032 für deutsche Abnehmer. Es gibt keine Ausstiegsklausel, falls z. B. Gas als Energieträger an Bedeutung verliert. Für die OMV ist der Ertrag aus diesen Geschäften gering, da sie als Händler nur eine kleine Spanne hat.
  • Sponsoring: Seele beschloss 2018, die Jugendabteilung des Fußballclubs Zenit Petersburg (Putin ist ein Fan des Vereins) auf fünf Jahre mit in Summe 25 Millionen € zu sponsern.
  • Personelles: Der „Compliance-Manager“ der OMV, Robert Eichler, sollte 2020 intern diverse Vorwürfe klären, die gegen Seele erhoben wurden. Doch dann entdeckte man, dass er von Seele einen „Sondervertrag“ erhalten hatte (ohne Genehmigung des Aufsichtsrates), der ihm Millionen bei seinem Ausscheiden versprach. Im Herbst musste Eichler gehen. Diese Woche erklärten zwei Gutachter, die Seele gegen damalige Vorwürfe (da ging es auch um Privatreisen mit dem Firmenjet) verteidigt hatten, dass ihnen „entscheidende Informationen vorenthalten wurden“.

Seeles teure Russland-Expansion (Gasfeld in Sibirien, Nord Stream 2) haben die OMV bisher übrigens zwei Mrd. € gekostet. Sein Nachfolger Alfred Stern gestand gegenüber den Aktionären ein, dass man „das Risiko in Russland unterschätzt habe“.

Manfred Schumi
Manfred Schumi
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